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Ein Strick für den Tschick

Von Christina Böck

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"Als Date hatte Leonardo DiCaprio diesmal seine E-Zigarette mitgebracht. Und Sie haben ihn noch nie so verliebt gesehen." So übertitelte das US-Magazin "Vanity Fair" am Wochenende einen Bericht über eine Hollywood-Preisverleihung. Dazu gab es ein Foto, das den US-Schauspieler gar beseelt beim Nuckeln an seiner Ersatzdroge zeigt. Ob das die WHO ein bisschen beruhigt, ist unbekannt. Die Weltgesundheits-Organisation hat nämlich Hollywood ins Fadenkreuz gefasst. Sie hat sich der Mission verschrieben, Filme rauchfrei zu machen. In einer gewagten Schlussfolgerung meint man nämlich, dass, wenn niemand mehr auf der Leinwand raucht, auch im echten Leben niemand mehr raucht. Untersuchungen hätten gezeigt, dass 37 Prozent der neuen jungen Raucher sich von Figuren in Filmen zum Griff ins Marlboro-Packerl inspirieren hätten lassen.

Das ist ein überraschendes Ergebnis, sind doch Hollywood-Filme aus politischer Korrektheit heutzutage ohnehin so gut wie nie mehr in dicke Rauchschwaden getaucht. Die Forderung der WHO ist natürlich ehrenhaft. Aber sie ist auch ein bisschen Unsinn. Denn Kunst, und sei sie noch so kommerziell, kann nicht so tun, als gäbe es Raucher im echten Leben nicht. Und wenn doch, müsste man natürlich weiter konsequent sein. Und zum Beispiel auch Alkoholkonsum in Filmen verbieten. Oder den Gebrauch von Waffen. Das wiederum könnte eventuell ganz neue kreative Kraftakte veranlassen. Leonardo DiCaprio hätte dann den Bären, der ihn im Film "The Revenant" anfällt, totstreicheln müssen.