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Ein Sturm im Nutellaglas

Von Bernhard Baumgartner

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Es war hoch an der Zeit, dass sich der deutsche Konsumentenschutz endlich um jene Themen kümmert, die den Menschen wirklich unter den Nägeln brennen. Vergesst die absurden Trumpiaden, die stockenden Jamaika-Koalitionsverhandlungen und das britische Brexit-Chaos! Denn jetzt kommt der Knaller: Ferrero hat die Rezeptur von Nutella geändert! Heimlich! Ohne zu fragen! Grund genug für die Verbraucherzentrale Hamburg, zur Beweisführung auf Facebook anzutreten. Statt 7,5 Prozent Magermilch sind jetzt 8,7 Prozent drin. Um an diese brisante Geheiminformation zu bekommen, bediente man sich quasi sherlockesker Methoden - man las auf dem Etikett nach. Verstörende Vermutung der Konsumentenschützer: Die Zunahme an Milchpulver ging zu Lasten des Kakaos, immerhin schien der Brotaufstrich zuletzt etwas heller zu sein. Eine Bestätigung dafür blieb freilich aus, denn "eine Antwort auf unsere Anfrage haben wir nicht bekommen. Zu viel Transparenz will Ferrero seinen Kunden offensichtlich nicht gewähren", ätzt man.

So weit zu gehen, das Ding in einem Labor auseinanderzunehmen, was etwa vier Stunden gedauert hätte, davon hat man dann scheinbar abgesehen. Denn wo wäre da der Spaß, wenn man zur Staatsaffäre "Haselnuss" nicht jede Menge 1a-Verschwörungstheorien bilden könnte? "Abzocke, Betrug, Umweltverschmutzung" - in den Postings blieben die User nichts schuldig. Fast könnte man meinen, die nougatbraune Welt aus Fett und Zucker steht nicht mehr lange. Zumindest bis zum nächsten Tag, wenn die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird.