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Die Energiewende könnte die wichtigste treibende Kraft für die Zukunft sein.
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Die Vorstellung eines Superzyklus bei den Rohstoffen ist für Investoren aufregend. Der Begriff Superzyklus wird für eine Hausse verwendet, die sich über viele Jahre erstrecken kann. Was die Anleger antreibt, ist nicht nur die Aussicht auf attraktive Renditen bei Investitionen, wenn es tatsächlich einen Superzyklus gibt, sondern auch das Wissen, dass das Timing des Marktes nicht unbedingt entscheidend ist, da der Trend mehrere Jahre anhalten könnte.
Die Rohstoffmärkte haben nach ihrer Talsohle im März 2020 im Großen und Ganzen erhebliche Gewinne erzielt. Doch kann die Hausse als frühe Phase eines Superzyklus eingestuft werden? Damit aus einem zyklischen Aufschwung ein Superzyklus wird, muss ein struktureller Nachfragetreiber da sein. Der Auslöser des früheren Rohstoff-Superzyklus in den 2000ern war die rasche Industrialisierung in den Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika).
Rückschlag ab 2008
Die globale Finanzkrise 2008 erwies sich als entscheidender Rückschlag. Eine spätere Erholung der Rohstoffe wurde zunächst durch die EU-Staatsschuldenkrise und schließlich durch Handelskriege der USA mit China vereitelt. Während es bei verschiedenen Rohstoffen einzeln immer noch eine starke Performance gab, gingen Gewinne der Anlageklasse aus den 2000ern in de 2010er Jahren insgesamt verloren. Das Erreichen des Tiefpunkts kann eine Erleichterungsrally einleiten, reicht jedoch nicht aus, um einen Superzyklus auszulösen.
Die Energiewende könnte die wichtigste treibende Kraft für die Zukunft sein. Diesen Megatrend hat die Pandemie ausgelöst. Die politischen Entscheidungsträger haben die Notwendigkeit von Finanzspritzen erkannt, um Wachstum zu induzieren, statt sich nur auf die Geldpolitik zu verlassen. Darüber hinaus wird wohl ein großer Teil aller neuen Infrastrukturausgaben im Rahmen einer Budgeterweiterung für umweltfreundliche Initiativen verwendet. So ist ein Drittel der von US-Präsident Joe Biden zugesagten 2 Billionen Dollar an Infrastrukturausgaben für den Transport- und Elektrofahrzeugsektor bestimmt.
In China ist bereits heuer ein neuer Plan für die E-Autoindustrie in Kraft getreten, der darauf abzielt, reine E-Fahrzeuge bis 2035 zur Hauptoption für den Autoabsatz zu machen. Viele Länder in Europa haben schon an verschiedenen Stellen im nächsten Jahrzehnt Verbote für neue Benzin- und Dieselautos eingeführt. Die politischen Entscheidungsträger ebnen daher den Weg für das Gedeihen dieser Branche. Der Autohersteller Jaguar Land Rover will noch heuer die Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie testen, um die gesamte Flotte bis 2025 zu elektrifizieren. Die Akzeptanz von E-Autos bei den Verbrauchern verläuft ebenfalls exponentiell. Laut der globalen Forschungs- und Beratungsgruppe Wood Mackenzie könnten bis 2040 weltweit 300 Millionen Elektrofahrzeuge unterwegs sein - gegenüber rund 5 Millionen im Jahr 2019.
Wachstum bei Metallen
Durch die Energiewende dürfte sich die Nachfrage nach "grünen" Metallen wie Kupfer, Nickel, Silber, Aluminium oder Platin in den kommenden Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, global verstärken. Die kurzfristige Schwäche des Dollars könnte genau den zusätzlichen Anstoß für eine Beschleunigung dieses Megatrends geben.
Rohstoffinvestoren haben zahlreiche Optionen, die von einzelnen Rohstoffen bis hin zu gezielten oder breiten Körben reichen. Die wesentlichste Feststellung bei der Betrachtung der globalen börsengehandelten Produktströme für Rohstoffe ist, wie breit angelegte Körbe im vorigen Jahr aus der Bedeutungslosigkeit zu den dominierenden Strömen im heurigen Jahr aufgestiegen sind. Die Zuflüsse in breite Rohstoffe haben seit Jahresbeginn 6 Milliarden Dollar überschritten, während Industriemetalle mit einem Nettomittelzufluss von knapp 800 Millionen Dollar an zweiter Stelle stehen.
Erleben wir also eine Hausse für Rohstoffe? Dies scheint sicherlich der Fall zu sein. Ist es ein Superzyklus? Es ist womöglich noch zu früh, um das zu sagen, aber die Frage verdient sicherlich Aufmerksamkeit. Könnte sich eine Teilmenge des Rohstoffuniversums wie Metalle in einem Superzyklus befinden? Dafür Argumente zu finden, wird von Tag zu Tag einfacher. Unabhängig davon, ob Anleger den Begriff Superzyklus annehmen oder nicht, ist es in der Tat eine aufregende Zeit für Rohstoffe.