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Ein T-Shirt zum Mittagessen

Von Betsy Blaney

Wissen

US-Wissenschafter schalteten Gift im Baumwollsamen aus. | Eiweißreiche Kost für gut eine halbe Milliarde Menschen. | Lubbock. (ap) Die Baumwolle ist eine der ältesten und wichtigsten Kulturpflanzen der Menschheit. Aus ihren Fasern werden Jeans und T-Shirts gemacht. Jetzt ist es US-Wissenschaftern gelungen, ein Gift im Samen der Pflanze unschädlich und Baumwolle damit als Nahrungsmittel nutzbar zu machen.


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Der eiweißreiche Samen könnte eine wichtige Waffe im Kampf gegen den weltweiten Hunger werden. Allein die bereits jetzt angebaute Menge Baumwolle enthält laut den Forschern genug Proteine, um damit 500 Millionen Menschen zu versorgen. "Eine Menge armer Leute können sich eine Ernährung mit einem vernünftigen Gehalt an Eiweiß nicht leisten", sagt Keerti Rathore von der Texas A&M University. Ihm ist der wissenschaftliche Durchbruch mit dem Baumwollsamen gelungen.

Es ist denkbar, dass in zehn Jahren auch Proteinriegel, Eiweiß-Shakes, Brot, Kekse und andere Lebensmittel aus dem maßgeschneiderten Samen hergestellt werden. Rathores Baumwollsamen erfüllt die Standards der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der US-Zulassungsbehörde FDA für Lebensmittel. Vor seiner kommerziellen Nutzung müssen aber noch etliche behördliche Genehmigungen eingeholt werden.

Baumwoll-Proteinriegel

Bisher können lediglich Rinder Baumwollsamen ohne Schaden zu sich nehmen. Ihr Verdauungssystem schafft es, das in dem Samen enthaltene Gift Gossypol unschädlich zu machen. Bei anderen Tieren und Menschen führt es dagegen zu Herz- und Leberschäden. Hühner, die mit Baumwollsamen gefüttert werden, sterben binnen einer Woche.

Schon lange arbeiten Forscher daran, die giftige Substanz zu neutralisieren. In den 1950er Jahren konnten Wissenschafter gossypolfreie Baumwolle züchten, indem sie ein Gen ausschalteten, das für die Herstellung des Giftes zuständig ist. Ohne Gossypol allerdings war die Baumwolle Insekten und Krankheiten ausgeliefert. Rathore fand jetzt einen Weg, die Gossypol-Produktion ausschließlich im Samen zu stoppen. Andere Teile der Pflanze bleiben davon unberührt und somit geschützt.