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Ein Tabu wird gebrochen

Von Francesco Campagner

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Es gibt Themen, über die ein TV-Rezensent nie spricht, geschweige denn schreibt. Die Freude, an Konventionen zu rütteln, macht erstaunlicherweise bei gewissen Argumenten tatsächlich Halt. Doch diesmal wird eine Ausnahme gemacht und ein Tabu unwiderruflich gebrochen. So sei es hiemit geschrieben: Ein besseres Schlafmittel als Fernsehen gibt es nicht.

Vor einiger Zeit tat ein Schlafforscher im TV kund, man solle vor dem Einschlafen nicht lesen. Über das Medium, in dem er seine Erkenntnisse wiedergab, sprach er bewusst nicht. Denn jeder tut es und schweigt darüber. Doch an dieser Stelle gehe ich sogar noch einen Schritt weiter und verrate Ihnen, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, welche Sendungen sich dafür besonders eignen. Am Samstag etwa eine Aufzeichnung des Kabarett Simpl im Programm von ORF 2. Sanfte Witze, getragene Handlung, kein lautes Kreischen: einfach ideal zum Einnicken. Vor US-Thriller rate ich dagegen ab. Wenn durchschnittlich alle paar Minuten jemand erschossen oder irgendetwas in die Luft gesprengt wird, kann man bei bestem Willen nicht seine Ruhe finden.

Eine andere Sendung wirkt dagegen sogar wie ein doppelter Espresso. Wenn sie am Montagmorgen grantige Kollegen oder Nachbarn antreffen, dann haben diese garantiert "Betrifft" gesehen. Da empfiehlt sich doch der gute alte Inspektor Columbo schon eher, um einen wohligen Schlaf zu finden. Nur die Bundeshymne, die mich früher hie und da aus den Träumen gerissen hat, vermisse ich. Ein Stück Tradition, dass leider dem 24-Stunden-TV geopfert wurde.