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Ein Tag, der Brasilien verändern wird

Von Tobias Käufer

Analysen

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Die Mehrheit des von schweren Korruptionsvorwürfen überschatteten Parlaments stimmte für das Amtsenthebungsverfahren gegen Präsidentin Dilma Rousseff. Für Brasiliens junge Demokratie ist das trotz des faden Beigeschmacks, die dieser hässliche, aber verfassungskonforme Weg zur Machtablösung hinterlässt, eine gute Nachricht.

Die Entscheidung basiert vor allem auf dem Druck der Straße. Millionen Brasilianer demonstrierten in den vergangenen Wochen gegen die Korruption. All jene Kräfte der Opposition, die sich bereits künftig an den Schaltstellen der Macht wähnen, sollten das nicht vergessen. Auch die Arbeiterpartei verfügt über ein gewaltiges Mobilisierungspotenzial. Wenn sie sich denn einmal inhaltlich und personell neu aufstellt, wird sie zurückkommen.

Die Profiteure der möglichen Amtsenthebung stehen selbst unter Verdacht. Sie dürfen in Zukunft ebenfalls mit erheblichen Gegenwind rechnen.

Wenn erst einmal die Tränen der Enttäuschung getrocknet sind, wird der Blick wieder klarer. Gelingt es diesen Prozess der Selbstreinigung fortzusetzen, hätte die Demokratie im Land gewonnen. Personelle Konsequenzen müssen gezogen werden.

Dazu sind allerdings dringend Neuwahlen nötig. Wer das vergisst, wird auch künftig den Druck der Straße zu spüren bekommen. Und das macht wiederum Hoffnung für Brasilien.