)
Salzburg in Europa mit Problemen. | Nur geringer Identifikationsgrad. | Salzburg erging es am Sonntag wie Rapid vor vier Jahren, die Meisterschaft wurde beim Zuschauen errungen. Damals organisierten die Rapid-Spieler ein sehr privates Public Viewing in einem Schutzhaus in Meidling, gemeinsam sahen sie der Austria beim 1:1 in Pasching zu, danach feierten sie gemeinsam, sangen "Wir sind wie eine große Familie".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Salzburg ist anders. Manche Spieler waren daheim, Marc Janko im Freibad, Trainer Co Adriaanse angeblich Radfahren. Erst nach und nach tröpfelten die Spieler bei ihrem Dienstgeber ein, um wenigstens für Fotos gemeinsam zu posieren.
Salzburg ist zweifelsohne der etwas andere Fußballklub. Er ist Teil des Red-Bull-Universums, wird über das Marketingbudget des Getränkekonzerns mit üppigen finanziellen Mitteln ausgestattet (etwa 50 Millionen Euro), und seine Protagonisten werden dementsprechend auch für Werbezwecke verwendet.
Die nicht vorhandene Tradition einerseits, aber auch die enge Bindung an die Marke Red Bull andererseits sind Ursache des geringen Identifikationsgrads des Klubs. In Deutschland etwa gestattet der Volkswagen-Konzern seiner Werkself VfL Wolfsburg jene Eigenständigkeit, die sie benötigt, um potenzielle Fans in der Region anzusprechen.
Salzburg hat bei seinen Partien zwar viele Zuschauer, jedoch nach wie vor wenige Fans. Der Klub ist daher umso mehr von seinem Erfolg und dem Spektakel abhängig.
Dazu bedarf es auch prominenter Spieler, die allerdings, wenn überhaupt, erst im Spätherbst ihrer Karriere bereit sind, nach Salzburg zu kommen. Ob diese dann noch die Qualität haben, den Verein in die Champions League zu führen, ist eine andere Frage.
Die Königsklasse ist das Ziel Red Bulls, natürlich auch aus Marketing- und Imagegründen. Die Fußballer sollen auf dem Feld beweisen, dass Red Bull Flügel verleiht. Bisher waren es eher Bremsklötze. Die Reform der Qualifikation lässt die Chancen Salzburgs auf die Champions League in jedem Fall steigen, weil man nicht mehr gegen Klubs der ganz großen Ligen antreten muss.
Eine Garantie aber gibt´s nicht, und das macht die Transferpolitik noch um einiges schwerer. Bis Sonntag hat der Klub nicht gewusst, ob er überhaupt die Qualifikation bestreiten darf. Und was tun, wenn der Einzug erneut verpasst wird?
Dann sind jene Spieler, die darauf gehofft haben, frustriert, der Kader zu groß, muss erneut umgebaut und das Team wieder zerrissen werden. Es ist eben schwer, auf zwei Hochzeiten zu tanzen. Vor allem, wenn man nicht weiß, wie man überhaupt zur zweiten kommt.
analyse@wienerzeitung.at