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Turbulent geht es derzeit auf dem Nahrungsmittelmarkt in den mittel- und osteuropäischen EU-Beitrittsländern zu. Preise wie Kaufkraft sind noch deutlich tiefer als bei uns, der Aufholprozess schreitet aber rasant voran. Spiegel dieser Entwicklung sind die Nahrungsmittelmessen SALIMA in Brünn vom 2. bis 5. März 2004. Sie werden auch für österreichische Anbieter zunehmend zum Türöffner für Geschäfte auf den neuen EU-Märkten.
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"In den westlichen EU-Ländern ist der Lebensmittelmarkt faktisch schon verteilt", meint Zdenek Lomecky, Repräsentant der Messe Brünn zur "Wiener Zeitung". Ab Mai 2004 eröffnen sich durch die EU-Erweiterung für Anbieter und Lieferanten der Branche neue Möglichkeiten. In Tschechien seien etwa Gehälter und Kaufkraft überdurchschnittlich am Steigen, Qualität und Markenbewusstsein im Land daher mehr und mehr ein entscheidendes Kaufkriterium, so Lomecky.
Entsprechend groß ist das Interesse ausländischer Nahrungsmittelunternehmen an den Nahrungsmittelmessen in Brünn. Von den über 1.000 Ausstellern sind bereits 32% ausländische Firmen - Österreich stellt mit über 30 Teilnehmern das fünftgrößte Kontingent. Im Rahmen der SALIMA präsentieren sich nicht nur die "24. Internationalen Nahrungsmittelmessen", sondern auch die MBK, die 2. Internationale Messe für Müllereiwesen, Bäckerei und Konditorei, die INTECO, die 21. Internationale Messe für Laden-, Hotel- und Gaststätteneinrichtungen und die VINEX, die 11. Internationale Winzerfachmesse Anbieter und Öffentlichkeit. Mittlerweile gilt dieser Messeplattform als die größten Branchen-Plattform in Mittel- und Osteuropa.
An Neuheiten nennt Salima-Projektleiterin Vera Mensikova den zweijährigen Zyklus, in dem die Messen ab nun statt finden und die stärkere Ausrichtung auf das Fachpublikum. So sind die ersten zwei Messetage registrierten Fachleuten, der dritte Tag Fachschulen vorbehalten. Für die Öffentlichkeit ist der vierte Messetag reserviert. Als weitere Neuerung wird die ehemalige "Biermesse" PIVEX in die SALIMA eingegliedert.
Nahrungsmittelmarkt wächst um 65 Millionen Menschen
Mehr als 40.000 Besucher aus rund 50 Ländern werden heuer erwartet. Von Seiten des Fachpublikums soll der Andrang noch deutlich stärker ausfallen als bei der letzen Salima, zumal von der EU-Erweiterung allgemein eine zusätzliche starke Dynamik in den Handelsbeziehungen erwartet wird. Mit dem Beitritt der 10 Kandidatenländer im Mai 2004 wächst der gemeinsame europäische Nahrungsmittelmarkt um rund 65 Millionen Konsumenten.
Als völlig neue Zusatzveranstaltung im Rahmen der SALIMA kündigt Mensikova die "ProBiz" an. Ziel des neuen Projekts ist es, mitteleuropäische Plattform für die Kooperation von Lieferanten schnelldrehender Konsumgüter und deren Geschäftskunden zu werden. Dazu zählen also Einkäufer der Handelsketten, Einkaufsallianzen, Großhändler, Vertriebsfirmen, aber auch alternative Vertriebskanäle wie Hotels, Restaurants, Kantinen und Tankstellen. Das Forum dauert vom 2. bis zum 3. März und will nicht nur Lieferanten aus dem Nahrungsmittelbereich ansprechen, sondern auch Hersteller von Konsumgütern, aus den Bereichen Kosmetik, Gesundheit und Haushalt.
Für österreichische Unternehmen bietet die SALIMA mehrere Chancen. "Zunächst kann sie als Türöffner für Anbieter und Lieferanten dienen, die am tschechischen Nahrungsmittelmarkt noch nicht präsent sind", meint Mensikova. Bisher seien österreichische Nahrungsmittelprodukte im Nachbarland noch wenig präsent gewesen. Zum zweiten biete die Messe vor allem mit ihrer neuen Business to Business-Plattform "ProBiz" auch Möglichkeiten für die vielen in Tschechien bereits niedergelassenen, österreichischen Unternehmen. Mensikova: "Diese können über die Ost-West-Brücke Brünn Geschäfte nicht nur mit tschechischen, sondern auch mit anderen ausländischen Nahrungsmittelunternehmen etablieren."
Ein besonderes Interesse zeichnet sich von Seiten österreichischer Winzer ab, fehlte es in der Vergangenheit doch an österreichischen Weinen in den tschechischen Regalen. Daher will das Österreichische Weinmarketingservice (OWS) und eine Reihe von prominenten, österreichischen Weingütern die Besucher in Brünn heuer auf den Geschmack österreichischen Weins bringen. Die Statistik ist auf ihrer Seite, immerhin beträgt der durchschnittliche Weinkonsum in Tschechien derzeit nur 12 Liter im Jahr, weit weniger als in Österreich oder der EU insgesamt.
Die Winzer sind aber nicht die einzigen österreichischen Anbieter. Mit ihrer Teilnahme an der Messe wollen auch heimische Nahrungsmittelkonzerne wie Agrana, Mautner Markhof und Darbo ihr Engagement in Tschechien forcieren.