Geht es nach Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider, so könnte eine schon vor vielen Jahren entstandene Idee bald Realität werden. Die durch die Bahnstrecke leidgeprüften Wörthersee-Hoteliers sollen durch ein ehrgeiziges Tunnelprojekt erlöst werden. In Kooperation mit der Hypo-Alpe-Adria-Bank ist eine komplette Umgestaltung der ÖBB-Trassenführung geplant.
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Haider, der das Großprojekt am Dienstag mit seinem Stellvertreter Peter Ambrozy nach einer Sitzung der Landesregierung offiziell machte, sprach dabei von einer "riesigen Investitionschance". Durch die Untertunnelung der Bahntrasse würde eine räumliche Umstrukturierung des gesamten touristischen Bereiches am Nordufer des 16 Kilometer langen Wörthersees möglich. Falls der Deal tatsächlich zustande kommen sollte, würde die Hypo-Bank auch über die jetzt im Eigentum der ÖBB stehenden seenahen Grundstücke verfügen.
Geplant ist nämlich, von den ÖBB zunächst die Trasse zu kaufen und sie danach wieder zurück zu vermieten. Ein Konsortium aus ÖBB und Hypo soll dann die Untertunnelung in Angriff nehmen. Von der Realisierung des Großprojektes erhofft sich der Landeshauptmann eine Lösung des gesamten Bahnproblemes im Kärntner Zentralraum. "Zusammen mit dem Koralmtunnel wäre dann die Hochleistungsstrecke im Zentralraum Villach-Klagenfurt realisiert", erklärt sein Pressesprecher Stefan Petzner gegenüber der "Wiener Zeitung".
Freude bei den einen, Skepsis bei den anderen
Mit dem Finanzierungsmodell - die "Kärntner Woche" kolportiert einen Kaufpreis von etwa 700 Mio. Euro für die Bahntrasse - wäre die Umfahrung des Knotenpunktes Villach früher fertig als 2015.
Ob es sich allerdings tatsächlich rentiert, die seit Jahren diskutierte Verlegung der Bahntrasse auf diese Weise durchzuziehen, ist für Hildegard Mitterberger fraglich. Die Betreiberin des Hotels Buchenhof in Velden sieht neben den Vorteilen auch Nachteile. "Natürlich nähme die Lärmbelästigung ab, andererseits würden wir vermutlich um die Haltestelle in Velden umfallen", gibt die Hotelbetreiberin zu bedenken, in deren Augen "die ganze Diskussion ein alter Hut" ist. Derzeit liegt die Bahntrasse keine zehn Meter vom Buchenhof entfernt.
Fast 150 Züge würden pro Tag (und Nacht) am Wörthersee vorbeirauschen, hat sich Silvia Wurzer sagen lassen, die ebenfalls ein Hotel in Velden betreibt. "Ich habe allerdings einen guten Schlaf, deshalb fallen mir die Züge kaum mehr auf", konstatiert Wurzer. Für die Gäste, die sich zum Teil in ihrer Urlaubsruhe gestört fühlten, würde die Untertunnelung auf jeden Fall etwas bringen, glaubt sie. "Nur die versprochene Schallschutzmauer allein wird das Lärmproblem nicht lösen."