)
Die Finanzmärkte stabilisieren sich. Zumindest auf diese Prognose können sich die meisten Experten einigen. Die Frage ist aber: Geht es auch schon wieder bergauf?
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Aktienmärkte haben im vergangenen Jahr teilweise um die 60 Prozent verloren. Seit Jahresbeginn 2009 scheint es jedoch stetig bergauf zu gehen, wenn auch mit Einbrüchen. Die Fragen, die sich stellen, lauten: Bär oder Bulle? U oder V? Henne oder Ei?
"Noch kein nachhaltiger Aufschwung", ist das Urteil der Analysten der Erste Bank. Aber: "Der Haupttrend bleibt positiv", so ihre Kollegen bei Raiffeisen.
Die Experten bleiben also vorsichtig, sind sich aber einig, dass eine gewisse Bodenbildung an den Märkten eingesetzt hat.
Das heißt, dass wir uns theoretisch schon wieder auf dem Weg zu einem Bullenmarkt befinden könnten, also zu einem Aktienmarkt mit steigenden Kursen, denn der Bulle stößt mit seinen Hörnern nach oben (so zumindest eine der meistzitierten Erklärungen der Terminologie).
Allerdings ist Ulrich Kallausch aus dem Vorstand der Privatbank Sal. Oppenheim überzeugt, dass eine Erholung der Aktienmärkte "in einem schönen langen U" sehr wahrscheinlich sei. Eine V-förmige Entwicklung der Kurskurve, wie etwa jener des MSCI-World, einem weitverbreiteten Aktienindex, der vom US-Investmenthaus Morgan Stanley Capital International mit Hilfe von Aktien aus 24 Industriestaaten berechnet wird, wird von Experten nicht erwartet.
Eine solche "Stabilisierung auf niedrigem Niveau", wie sie Gudrun Egger, Analystin bei der Erste Group sieht, bedeutet zwar ein Ende des typischen Bärenmarktes (angeblich so benannt, weil Bären mit ihren Pranken nach unten schlagen) mit Kursen, die 15 Prozent oder mehr fallen, ist aber noch kein Indiz für eine nachhaltige Erholung.
Eine Finanzmarkttheorie besagt, dass Aktienmärkte die Entwicklung der Realwirtschaft um mindestens sechs Monate vorwegnehmen. Dementsprechend wäre mit einem Aufschwung auf den Kapitalmärkten frühestens Ende 2009 zu rechnen, weil die meisten Wirtschaftsforscher eine Erholung der Realwirtschaft erst ab Mitte 2010 erwarten.
Andererseits braucht es für eine positive Entwicklung der Aktienkurse immer positive Signale aus der Realwirtschaft, die das Vertrauen der Anleger stärken.
Solche Signale haben in den letzten Monaten die Märkte wieder nach oben gehen lassen: "Das Prinzip Hoffnung hat das seinige getan. Nun brauchen wir Hardfacts", sagt Gerhard Aigner, Geschäftsführer bei Raiffeisen Capital Management. "Wir brauchen echtes Wachstum - eine Verlangsamung des Schrumpfungsprozesses wird auf Dauer nicht ausreichen."
Wenn also der Aktienmarkt positive Signale aus der Realwirtschaft braucht, um eine Erholung zu antizipieren, die ohne eine Erholung der Kapitalmärkte wahrscheinlich nicht oder nur viel langsamer vorangeht: Was war dann zuerst da: Die Henne oder da Ei?