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Vom Elektriker zum Primas Germaniae; ein "bescheidener Philosoph".
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Wien. Noch ist es unbestätigt - allerdings auch undementiert -, dass Franz Lackner neuer Erzbischof von Salzburg wird. "Er gibt zu Gerüchten keinen Kommentar ab", ließ der Grazer Weihbischof wissen. Dem Vernehmen will er die Bedenkzeit von bis zu acht Tagen nutzen. Erst dann kann der Apostolische Nuntius Peter Zurbriggen die Bundesregierung informieren.
Sollte Lackner tatsächlich Metropolit der Salzburger Kirchenprovinz (sie umfasst neben Salzburg auch die Bistümer Feldkirch, Innsbruck, Gurk-Klagenfurt und Graz-Seckau) werden, wäre das der Höhepunkt einer bemerkenswerten Karriere - an deren Beginn eine Lehre als Elektriker stand. Diese absolvierte Lackner (Jahrgang 1956) in seiner Heimat im steirischen Feldbach. Der Entschluss, Geistlicher zu werden, soll während seiner Zeit als UNO-Soldat auf Zypern gereift sein. Zurück in Österreich holte er die Matura nach und trat 1984 in den Franziskanerorden in Reutte in Tirol ein. 1991 wurde Franz Lackner zum Priester geweiht.
Sein Theologiestudium schloss er mit der Promotion an der Päpstlichen Universität Antonianum in Rom ab, wo er im Anschluss selbst Metaphysik unterrichtete. 1999 kehrte er nach Österreich zurück, wo er zum Provinzial der Wiener Franziskanerprovinz gewählt wurde. Damals begann er auch an der päpstlichen Hochschule in Heiligenkreuz zu unterrichten. 2002 wurde er schließlich zum Weihbischof von Graz-Seckau.
Nun soll der 57-Jährige also Erzbischof im zweiältesten deutschsprachigen Erzbistum (nach Mainz) und "Primas Germaniae" werden. Die APA beschreibt Lackner als "im Umgang juvenil" und seine Wahl "auch im Sinne liberaler Kreise". Tatsächlich ist der Steirer aber ein unbeschriebenes Blatt - und seine Wahl nicht zwingend ein Zeichen der von Papst Franziskus gepredigten Öffnung der Kirche.
Lieb und unbekannt
Gegen Letzteres spricht, dass neben Lackner auf dem Dreiervorschlag des Vatikans, aus dem das Salzburger Domkapitel den Nachfolger von Alois Kothgasser wählen durfte, zwei konservative Kandidaten standen: der Salzburger Weihbischof Andreas Laun und der Rektor von Heiligenkreuz Karl Wallner. Für Kirchenkenner ist diese Liste der Beweis dafür, dass sich die Bischofskongregation in Rom "nicht um den neuen Kurs von Franziskus schert, sonst könnte Laun nicht auf der Liste stehen. Das ist kein Hauch von Franziskus", sagt ein Insider.
Tatsächlich ist aber über Lackner zu wenig bekannt, um ihm das Etikett konservativ umzuhängen. Er wird als "liebenswürdiger, bescheidener Philosoph" beschrieben. Stellungnahmen zu kritischen Themen gibt es nicht. Dass sich die Kirche in seinem Zuständigkeitsbereich Jugendseelsorge schwer tut, wird nicht ihm, sondern dem "säkularen Zeitgeist" zugeschrieben.
Auch wie er sein Amt anlegen wird, lässt sich noch nicht sagen. In der steirischen Diözese war er eher ein "unsichtbarer Geist". Das war vor allem der starken Person von Bischof Egon Kapellari geschuldet, sagt ein Beobachter: "Der duldet keine Götter neben sich." Sprich: Kapellari wollte oder brauchte keinen starken Weihbischof. Allerdings hat Kapellari seit dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. keine besonders guten Kontakte mehr nach Rom. Daher wird auch spekuliert, dass ihm nun Karl Wallner als Weihbischof zugeteilt wird. Das wäre insofern richtungsweisend, als Kapellari mit 77 Jahren schon seit zwei Jahren im bischöflichen Pensionsalter ist. Eine zweijährige Verlängerung, die ihm gewährt wurde, läuft nun aus.
Neuer Caritas-Präsident
Nicht nur das Erzbistum Salzburg bekommt ein neues Oberhaupt, sondern auch die Caritas Österreich. Nachdem Franz Küberl nach 18 Jahren seinen Rücktritt erklärt hat, wird heute, Mittwoch, bei der Direktoren-Konferenz im Vorarlberger Zwischenwasser aus dem Kreis der neun Landesdirektoren ein neuer Präsident oder eine neue Präsidentin gewählt.
Als Favorit gilt der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau, womit wieder ein Geistlicher der Caritas vorstünde. Mit der Burgenländerin Edith Pinter könnte aber auch erstmals eine Frau an der Spitze der größten kirchlichen Hilfsorganisation stehen.