Gouverneur Jaime Rodríguez entging schon zwei Anschlägen auf sein Leben, doch die bringen ihn nicht von seinem gefährlichen Weg ab.
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Jaime Rodríguez mag es, wenn man ihn "El Bronco" nennt. Auf Spanisch bedeutet das soviel wie rau, ruppig, unangenehm, aber auch wild. Unzähmbare Tiere wie etwa Pferde in freier Wildbahn werden so bezeichnet. Der 57-Jährige, der vorzugsweise mit Cowboyhut und -stiefeln auftritt, ist seit Montag der erste unabhängige Gouverneur in der Geschichte Mexikos. Für viele ist das neue Oberhaupt des Bundesstaats Nuevo León die Hoffnung auf eine neue Ordnung. Nicht nur das von zwei Parteien dominierte System soll durchbrochen, sondern endlich auch Gewalt und Korruption in die Schranken gewiesen werden. "Wir müssen die Mafia von der Macht verdrängen", ist das erklärte Credo des studierten Agraringenieurs. Dass er gewillt ist, den Drogenkartellen entgegenzutreten, hat el Bronco schon mehrfach bewiesen. Daran haben auch zwei Attentatsversuche nichts geändert. Das organisierte Verbrechen hält Mexiko in eisernem Griff. Gerade Nuevo León, das er die nächsten sechs Jahre regieren wird, ist Schauplatz eines der blutigsten Drogenkriege, der zwischen den berüchtigten Zetas, dem Golfkartell und den staatlichen Sicherheitskräften geführt wird. Als Rodríguez 2009 zum Bürgermeister von García gewählt wurde - damals noch für die dominante Partei der institutionalisierten Revolution (PRI) - geriet er ebenfalls in die Spirale der Gewalt. Seine zweijährige Tochter, berichtete er, sei kurzfristig entführt worden. An die Polizei habe er sich aus Angst um ihr Leben nicht gewandt, habe das Zetakartell jedoch zur Freilassung bewegen können. Danach verschwand sein 22-jähriger Sohn und wurde eine Woche später tot aufgefunden. Er starb bei einem Autounfall - auf der Flucht vor Kidnappern, heißt es. Doch der Bronco hielt an seinen Plänen fest, er organisierte eine Stadtwache, eine schnelle Eingreiftruppe und ein Warnsystem für Bürger über soziale Medien. Die Berichte über den ersten Anschlag auf sein Leben haben Jaime Rodríguez so etwas wie Heldenstatus beschert. Sein Wagen sei bei einer Fahrt durch Banditen vom Sicherheitskonvoi getrennt worden. Sein gepanzertes Auto hielt glücklicherweise dem folgenden Kugelhagel stand. Als schließlich seine Bodyguards mit ihren Fahrzeugen nachrückten, konnte sein Wagen entkommen. Rodríguez sah jedoch, dass seine Männer den Banditen unterlegen waren. Er befahl daraufhin seinem Chauffeur, kehrtzumachen und das gepanzerte Fahrzeug zwischen die Sicherheitskräfte und die Angreifer zu bringen, die letztlich - mit drei Todesopfern auf ihrer Seite - in die Flucht geschlagen werden konnten.
Von der PRI sagte sich Rodríguez sich 2014 los, nach einer Änderung der mexikanischen Verfassung, die auch Kandidaturen ohne Parteimitgliedschaft ermöglichte. Sollte el Bronco weiterhin so erfolgreich und unbeugsam sein, könnte somit auch der Weg für eine ernst zu nehmende dritte Kraft bei den Präsidentenwahlen 2018 geebnet sein.