Mittlerweile formiert sich eine breite Allianz gegen die Pläne von Finanzminister Karl-Heinz Grasser, die Wohnbauförderung zu kürzen. Beton- und Ziegelerzeuger, Bauwirtschaft, Wohnbauträger und Gewerkschaft warnen davor, den "unverzichtbaren Impuls" für Neubautätigkeit und Sanierungen leichtfertig zu opfern. Die Folge: Eine Mietenexplosion, die den sozialen Zusammenhalt gefährden würde.
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"Alle, die suggerieren, bei einer Kürzung der Wohnbauförderung würde nichts passieren, lägen falsch." Karl Wurm, Vorsitzender des Verbandes der gemeinnützigen Wohnbauträger, geht mit jenen, die eine massive Reduktion der Zuschüsse fordern, scharf in Gericht. "Professor Felderer hat keine Ahnung, denn das deutsche System ist viel teurer als unseres."
Wurm zeigt anhand eines Beispiels, dass sich die Neubau-Mieten nahezu verdoppeln würden: So läge die Miete für eine 75 m² Wohnung ohne Förderung bei 750 Euro, mit jedoch nur bei 442 Euro. Entscheidend seien nicht nur die Zinsen am Kapitalmarkt, sondern der Annuitätenzuschuss. Sollte dieser wegfallen, dann würden die Mieten rapid steigen. "Ich wehre mich, wenn leichtfertig aus dem Turm der Wissenschaft gesagt wird: Das brauchen wir nicht." Vielleicht hätten Bernhard Felderer als IHS-Chef oder der Wohnbauförder-Kritiker Claus Raidl als Vorstand von Böhler-Uddeholm bei ihrem Gehalt kein Problem mit Mieten am freien Markt, doch "unsere Kunden können sich diese sicher nicht leisten", bekräftigt Wurm. Wichtig wäre es, die Zweckbindung der Wohnbauförderung wieder einzuführen, damit der Neubau nicht zum Erlahmen komme.
Für den Erhalt der Wohnbauförderung kämpft auch Winfried Kallinger, Vorsitzender des Fachverbandes der Immobilientreuhänder. Er warnt ebenfalls vor dem Steigen der Mieten und Auswirkungen auf den gesamten Wohnbau. Würden die Ideen, wie von Grasser und Felderer vorgesehen, tatsächlich umgesetzt, dann gebe es im Neubau nur noch Wohnungen mit 50 bis 60 m². "Wir werden in Kürze zu einem Volk von Garconnieren- und Vorsorgewohnungsbesitzern."
Auch der ehemalige Wienerberger-Chef Erhard Schaschl, nun Obmann der Stein- und Keramischen Industrie, weist darauf hin, dass Österreich einen internationalen Ruf im geförderten und sozialen Wohnbau errungen hat, der nun auf dem Spiel steht. Werde die Objektförderung (Förderung des Bauwerks) gestrichen, dann könne auf die Qualität der Bauten kein Einfluss mehr genommen werden. Förderungen nur noch an bedürftige Mieter wie Almosen auszuzahlen, reiche nicht. Damit wäre der soziale Zusammenhalt gefährdet, weil auch der Mittelstand geförderte Wohnungen brauche, warnen alle einstimmig.