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Ein üppiger Traum

Von Francesco Campagner

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Amerika, wie man hierzulande vereinfachend die USA nennt, ist noch immer das Land aller Träume. Der Glaube an Selbstverwirklichung, Reichtum und Erfolg ist untrennbar mit dem "land of the brave and free" verbunden. "Der amerikanische Traum" war auch Mittelpunkt einer Sendung der Reihe "Brennpunkt" (Mittwoch, 22.30 Uhr, ORF 2). Udo Maurer war zwischen New Orleans und Los Angeles unterwegs und fing mit der Kamera etliche reizvolle Bilder und vielsagende Statements ein. Etwa die nüchterne Betrachtung des Themas "künstlerisches Niveau" durch Jennifer Wilson, einer Dame, die im "Star & Stripes"-Kleid einer angegrauten Hörerschaft vom "brave country" vorsingt: "Wenn du die Kleider anlässt, bist du gezwungen, dich mehr anzustrengen."

Abseits solcher "Big Brother"-Theorien waren u. a. auch ein zum Tode Verurteilter, der dann doch noch freikam, und ein Gemeindepriester, der die Todesstrafe auf simple Art rechtfertigte, zu sehen. Kein Wunder, dass der "amerikanische Traum" in einer "gated community" endet, wo die Bewohner vor den eigenen Nachbarn beschützt werden. Doch am meisten war ich von der ehemaligen Supermarktverkäuferin fasziniert, die einige Jahre ihres Lebens damit verbrachte, festzustellen, welche Waren am besten und günstigsten sind. So viel Einsatzwille ist genauso imponierend wie die Tatsache, dass sie die Wörter "gesund" oder "bio" nicht in den Mund nahm. Schließlich hat der "amerikanische Traum" auch ein wenig mit Üppigkeit zu tun.