Im 105. Jahr der Geschichte der Großkonditorei Aida steht eine Expansionswelle bevor.
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Wien. Die Wiener Kaffeehauskette Aida plant weitere Expansionen in die Landeshauptstädte, in größere Dörfer oder Städte, in das österreichische Umland und will zudem sein Filialnetz in Nahost ausbauen. Konkrete Gespräche für neue Aida-Standorte gibt es bereits in Innsbruck, in St. Pölten, in Wiener Neustadt, in Linz und in Graz. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen Salzburg, Bregenz, Eisenstadt und Klagenfurt, aber auch andere kleine Städte wie Hollabrunn folgen. Außerdem schielt das Unternehmen auch in den bayerischen Raum, in die Schweiz und nach Katar.
"Wir nehmen uns bei der geplanten Expansion die notwendige Zeit, um den richtigen Franchisepartner und den am besten geeigneten Standort zu finden. Bei den von Ihnen angesprochen Plänen zur Expansion sind wir bereits in der Umsetzungsphase mit konkreten Gesprächen. Wir haben auch schon mehrere Standorte begutachtet. Ausplaudern kann ich auf jeden Fall, dass es Aida-Filialen bereits im heurigen Jahr auch an anderen Standorten außerhalb von Wien geben wird", so Juniorchef Dominik Prousek im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
"Modern Aida" im Retro-Look
Als Modell für die neue Eröffnungswelle fungieren soll die neue Filiale "Kirchengasse". Alle sogenannten "Modern Aidas" im Retro-Look sollen, soweit es die baulichen und gewerblichen Rahmenbedingungen zulassen, so ähnlich gestaltet werden.
Das Motto lautet: "Ein Stück Wien mit besten Süßspeisen und erlesenem Kaffee in die Welt hinaustragen". Vom Konzept her soll die Kaffee-Konditorei im Vordergrund stehen und nicht mehr das klassische Verkaufslokal mit der langen Theke wie etwa in der Filiale Stephansplatz. Ob es in den neuen Standorten auch warme Hauptspeisen wie Tafelspitz, Schweinsbraten und Schnitzel geben wird, hängt von der Größe der Filiale ab.
Die Filiale Kirchengasse wird übrigens von der Aida selbst betrieben, für alle anderen geplanten Neueröffnungs-Standorte werden aber vorrangig interessierte Franchisenehmer gesucht. 31 Aida-Filialen gibt es aktuell in Wien, zwei davon werden von Franchisenehmern geführt. "Wir produzieren täglich drei Tonnen Backwaren", sagt Prousek. Mit rund 450 Mitarbeitern erwirtschaftete die Großkonditorei laut Unternehmensangaben im Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von rund 26 Millionen Euro.
Rauchverbot wirkte sich aus
Wirtschaftlich zu spüren bekommen hat das Unternehmen - so wie übrigens die gesamte Gastronomiebranche - das Rauchverbot, das im Filialnetz seit 2010 gilt. Wegen der großen Investitionen, der hohen Rohstoffpreise, explodierenden Personalkosten und dem Rauchverbot waren die Jahre 2010 bis 2016 nicht so einfach für das Unternehmen. Damit einher gingen Gewinnrückgänge und die Schließung von drei Filialen in Wien (die Franchise-Filiale in der Lugner Kino City sowie die eigenen Filialen in der Rotenturmstraße und am Quellenplatz).
Für das Geschäftsjahr 2017 erwartet das Traditionsunternehmen aber wieder ein deutliches Plus, sagt Prousek.
Wissen
Die Geschichte der Aida beginnt in der k. u. k. Monarchie, genauer gesagt in Böhmen: Um die Jahrhundertwende kommt der Zuckerbäckermeister Josef Prousek aus Tschechien in die Hauptstadt der Monarchie und übernimmt im Jahr 1913 eine Konditorei. Er heiratet zuvor 1912 Rosa Nerad aus Bruck an der Leitha.
Kinder dieser Ehe sind Hilde und Felix. Unter dem Namen Aida wird das Unternehmen seit 1925 geführt. Bis zur Gewerbesperre 1934 eröffnet Aida etliche Filialen, von welchen nur die Wollzeile 28 als Kaffee-Konditorei betrieben wird. Vor Kriegsbeginn bestehen elf Geschäfte. Nach den beiden Weltkriegen hat der Sohn des Gründers, Felix Prousek, sein Filialnetz ausgebaut und auf vier Parameter geachtet: wenig Veränderung beim Interieur, gleichbleibende Qualität bei den Süßspeisen, eine große Auswahl (über 250 Produkte), Zusammenhalt der Familie und eine adäquate Reaktion auf die Zeichen der Zeit. So kommen zum Fiaker und Einspänner der Caffè Latte und der Latte Macchiato dazu, zu den Punschkrapfen die Cupcakes. Produktion und Verkauf werden getrennt. Im März 1973 wird die Aida-Produktionsges.m.b.H & Co. KG gegründet. Es wird mit der Errichtung einer Produktionsstätte in der Schönthalergasse 1 in Floridsdorf begonnen, wo die Erzeugung im Sommer 1976 aufgenommen wird. 2001 werden 26 Filialen betrieben. Als Felix Prousek 2003 im Alter von 85 Jahren verstirbt und Sohn Michael die Geschäfte weiterführt, stehen die Zeichen auf Expansion in den Nahen Osten. In Wien selbst spürt die Kette das Rauchverbot ab 2010. Dadurch bleiben einige Gäste aus. Seit 2013 ist auch Michaels Sohn, Dominik Prousek, in der Unternehmensführung tätig. Damit wird der Traditionsbetrieb nun in vierter Generation weitergeführt. Im selben Jahr expandiert Aida und eröffnet Filialen in Zagreb (Kroatien), Krakau (Polen) und Jeddah (Saudi Arabien).