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Ein verpasstes Rendezvous

Von István Orbán

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Ich habe Carla Bley versäumt. Bis ich mich nämlich am Nachmittag des vergangenen Donnerstags mit dem Fahrrad gegen den Wind bis zum Gummischuster durchgestrampelt hatte, um mein endlich neu bereiftes Auto abzuholen, und dann mit dem Fahrrad im Auto zu Hause ankam, war es 18 Uhr und die "Spielräume" in Ö1 vorbei. Dabei hätte ich die Vorstellung ihres neuen Albums "Looking for America" nur zu gern gehört. Weil: Ich bin regelrecht Bley-süchtig, seit ich die erste Platte mit ihrer Musik gehört habe. Dabei habe ich damals (lang ist's her) eigentlich eine weitere Platte des großartigen Vibraphonisten Gary Burton gesucht. Und da geriet mir eine mit wunderbarer Musik in die Hände; hineingehört, gekauft. Auf dem Cover stand groß "A genuine Tong funeral/Gary Burton", und ganz klein "By Carla Bley". - Ich war infiziert, unheilbar. Als nächstes kam ihr Drei-Platten-

Album "Escalator over the hill" ins Haus, eine tolle Sache, aber mit der eher mühsamen Seitenfolge für den typisch amerikanischen Plattenwechsler, und auch der Länge wegen eher selten aufgelegt; dann aber ein großes Vergnügen. Und irgendwann erstand ich auch "Tropic appetites" (sie läuft gerade im Hintergrund). Alles Musik vom Feinsten, mit Musikern vom Feinsten: außer Gary Burton hört man da z. B. Steve Swallow, Charlie Haden, Don Cherry, Mike Mantler, Gato Barbieri, Mahavishnu John McLaughlin, Linda Ronstadt . . . und die werden sicherlich einen guten Grund haben (oder mehrere), warum sie immer wieder mit Carla Bley spielen.

Die Präsentation ihres neuesten Albums am vergangenen Donnerstag in Ö1 habe ich jedoch leider versäumt. Aber: Die CD werde ich wohl kaufen; obwohl es irgendwie ganz anders ist, als wenn ich Vinyl in die Hand nehme . . .