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Ein Vetternzwist im Hause Porsche - mit sogar zwei lachenden Dritten

Von Helmut Dité

Analysen

Der Burgfrieden im Vetternstreit des Hauses Porsche hat keinen wirklichen Verlierer gebracht - auf jeden Fall aber zwei Gewinner: Bei dem nun geplanten Zusammenschluss der beiden Autobauer wollen der VW-Großaktionär Niedersachsen und die Vertreter der Arbeitnehmerseite gewichtig mitreden. | "Wer immer etwas von Volkswagen will, der kommt an den Belegschaften nicht vorbei", sagte der VW-Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh der "Welt". Und aus der Staatskanzlei in Hannover ließ Landesvater Christian Wulff (CDU) umgehend ausrichten, man erwarte, dass die Familien Porsche und Piëch sich mit dem Land über die künftige Struktur beraten.


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Der Sportwagenbauer Porsche, der von den Familien Porsche und Piëch kontrolliert wird, hält derzeit knapp 51 Prozent an VW, das Land Niedersachsen verfügt mit seinen rund 20 Prozent über eine Sperrminorität bei Europas größtem Autobauer.

Porsche hat bisher 23 Milliarden Euro für VW-Aktien ausgegeben, per Ende Jänner summierten sich die Nettoschulden der Stuttgarter auf neun Milliarden Euro. Das ursprüngliche Ziel, auf 75 Prozent aufzustocken und einen Beherrschungsvertrag abzuschließen, musste wegen finanzieller Engpässe aufgegeben werden - vor allem aber wegen des VW-Gesetzes, auf dessen endgültigen Sturz durch die EU die Porsche-Chefetage vergeblich gesetzt hatte.

Das VW-Gesetz - nach einer ersten Klage aus Brüssel von der Berliner Regierung neu formuliert wieder in Kraft gesetzt - räumt Niedersachsen ein Vetorecht in zahlreichen wichtigen Fragen ein.

Die angestrebte Fusion der Autohersteller wird von Branchenkennern durchwegs positiv bewertet: Ferdinand Dudenhöffer, Professor an der Universität Duisburg-Essen, sagte, Porsche könne mit der Konzernehe aus den Finanzierungsproblemen herauskommen; VW wieder bekomme mit Porsche einen Ansporn für mehr Profitabilität.

Es entstehe "ein neuer, schlagkräftiger Industriekonzern, der auf den Weltmärkten enorm gute Chancen haben wird, hieß es auch seitens der Gewerkschaft IG Metall. Allgemein schätzt man, dass der VW-Konzern in der Autokrise am besten aufgestellt ist - regional und in der Modellvielfalt. Die fusionierten Firmen könnten gemeinsam nun noch schneller Toyota die globale Marktführerschaft entreißen - ein Ziel, für das Ferdinand Piëch und VW-Chef Martin-Winterkorn noch vor nicht allzu langer Zeit von manchen milde belächelt wurden.

Seit aber weltweit die Automärkte eingebrochen sind, hat der VW-Konzern Marktanteile gewonnen: In einem im ersten Quartal um gut 25 Prozent geschrumpften Weltmarkt verlor Wolfsburg nur 16 Prozent.

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