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Mediziner rätseln über den Fall einer Coronavirus-Patientin, die nach ihrer Genesung erneut positiv auf den Erreger getestet wurde.
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Osaka/Tokio/Wien. In Japan wurde am Donnerstag ein Fall einer Coronavirus-Patientin bekannt, die nach ihrer Genesung erneut positiv auf den Erreger getestet wurde. Die Frau ist nach Angaben der Behörden in Osaka die erste Coronavirus-Infizierte, bei der die Entwicklung dieserart verläuft.
Bei der 40-jährigen Reiseleiterin einer Touristengruppe aus Wuhan war die Infektion erstmals am 29. Jänner festgestellt worden. Die Frau wurde im Krankenhaus behandelt und am 6. Februar nach einem negativen Test als geheilt entlassen. Am 21. Februar ging sie wieder zum Arzt, weil sie Hals- und Brustschmerzen hatte, und am 26. Februar war das Ergebnis zum zweiten Mal positiv, teilten die Behörden am Donnerstag mit.
Hat es die Welt mit einem Erreger zu tun, gegen den man nach erfolgter Heilung - anders als bei der Grippe - nicht immun wird? Könnte das neuartige Virus Sars Cov2 permanent zirkulieren und dabei insbesondere ältere Menschen mit Vorerkrankungen immer wieder befallen?
Mediziner wischen derartige Szenarien zwar vom Tisch, doch rätseln zugleich über den Fall. "Wir gehen generell davon aus, dass man nach einer respiratorischen Infektion mit einem Erreger aus der Gruppe der Coronaviren für eine gewisse Zeit, jedoch nicht dauerhaft, gegen diesen immun ist", sagt Stephan Aberle vom Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien. "Umso mehr erstaunt dieser Fall."
Viren sind infektiöse organische Strukturen, die sich als Virionen außerhalb von Zellen durch Übertragung verbreiten, sich aber als Viren nur in einer geeigneten Wirtszelle vermehren können. Alle Viren enthalten das Programm zu ihrer Vermehrung und Ausbreitung. Das Immunsystem bekämpft die Ausbreitung im Körper.
Japan schließt die Schulen
"Bei respiratorischen Infektionen vermehren sich Viren in einem Bereich, in dem die Immunität nicht voll sterilisierend verläuft", erklärt Aberle. Im Allgemeinen gelte für die Coronaviren, dass geheilte Patienten in den ersten Wochen und Monaten vor einer Neuerkrankung geschützt sind, danach aber eine Re-Infektion erleiden können. "Es ist dabei sehr wahrscheinlich, dass eine Erkrankung beim zweiten Mal leichter verläuft, weil das Immunsystem sofort anspringt, da es den Erreger schon kennt und zum Beispiel vor tiefen Atemwegsinfektionen schützt."
Bleibt die Frage, warum die Reiseleiterin innerhalb eines sehr kurzen Zeitabstands positiv, negativ und dann wieder positiv getestet wurde. Der Virologe hält es für möglich, dass das Virus im Körper länger nachweisbar ist als bisher angenommen. In diesem Fall hätte die Frau die gleiche Infektion. "Bei anderen Virengruppen, wie Ebola oder Zika, hat sich etwas derartiges bestätigt: Sie sind in der Samenflüssigkeit auch noch nach einer Heilung zu finden, aber dann nicht mehr infektiös", so Aberle.
Auch der Wiener Virologe Franz Xaver Heinz hält eine Neuinfektion für unwahrscheinlich und schließt einen Messfehler nicht aus. "Es wäre untypisch für ein Coronavirus, dass man es immer wieder bekommt, da diese Gruppe sich anders verhält als etwa die Feuchtblattern, die man sehr wohl zwei Mal bekommen kann", sagt Heinz.
Es bleibt die Ungewissheit rund um den neuartigen Erreger Sars Cov2. Japan will im Kampf gegen die Ausbreitung alle Schulen schließen. Die Maßnahme trete am Montag in Kraft und umfasse Volksschulen, Mittelstufen und Gymnasien, sagte Premier Shinzo Abe am Donnerstag. Die Sperre solle bis zum Beginn der zehntägigen Frühlingsferien Ende März gelten.
Abe betonte, die kommenden beiden Wochen seien entscheidend für den Kampf gegen das Virus. Japan hat bisher acht Todesfälle gemeldet, die in Verbindung mit dem Sars Cov2 stehen. Mehr als 900 Menschen infizierten sich.