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Ein Virus stößt Sachwertinvestitionen an

Von Thomas Schröck

Gastkommentare
Thomas Schröck ist Gründer und Eigentümer von The Natural Gem und unterrichtet seit 1998 Volkswirtschaftslehre an der Donauuniversität Krems.
© privat

In der Pandemie ist die Nachfrage nach Alternativinvestments stetig gestiegen. Es geht um Absicherung durch Diversifikation.


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Aufgrund der Niedrigzinspolitik der EZB schaffen es die Zinsen auf Sparkonten und Anleihen derzeit meistens nicht, den Kaufkraftverlust des Geldes auszugleichen und die Geldentwertung zu kompensieren. Geldanlagen in Sachwerte können hier Abhilfe leisten und vor der Inflation sowie den Folgen von Staatspleiten oder Währungskrisen schützen, die als Folge der Corona-Schuldenpolitik der Länder gegenwärtig häufig beschworen werden.

In der Theorie stehen Sachwerte für reale Werte. Meist sind damit Güter gemeint, die (vermeintlich) von Geldwertschwankungen unabhängig sind beziehungsweise die Inflation im Wert kompensieren. Hier kommt es zu unterschiedlichen Anlageformen, beliebt sind vor allem Immobilien, Gold, Luxusuhren oder Kunstgegenstände. Auch die Anlage in Edelsteine wird beliebter. Das ist nur logisch: Schon seit tausenden Jahren werden Edelsteine von Menschen zur Wertspeicherung und -steigerung genutzt. Vor allem die hohe Wertkonzentration zeichnet die funkelnden Steine aus. So kann ein Rubin, der nicht größer als ein Fingernagel ist, leicht den Gegenwert von mehreren Kilo Gold darstellen.

Der wohl größte Vorteil einer Investition in Edelsteine ist aber die Tatsache, dass man etwas Greifbares hat, mit einem seit Jahrtausenden anerkannten Wert. Man benötigt kein spezielles Wissen, muss nicht jeden Tag die Kurse kontrollieren - und für die Lagerung sind weder viel Platz noch besondere Bedingungen gefragt. Edelsteine sind weltweit beliebt und werden international gehandelt. Sie gelten als wenig volatil, und ihr Wert korreliert wenig bis gar nicht mit dem Weltgeschehen. So sind die Preise von Farbedelsteinen in Krisenzeiten, wie im Jahr 2008, nicht etwa gefallen, sondern sogar gestiegen. Die Fundmengen gehen seit Jahren zurück, und die Nachfrage steigt, was auch die Preise steigen lässt. Außerdem haben heute nur noch ungefähr 2 Prozent der gefundenen Steine "Gem Quality", sind also als Investment interessant, da sie eine sehr hohe Qualität aufweisen. Die Wertentwicklung spricht ebenfalls für sich. So kann mit 6 bis 8 Prozent Wertsteigerung pro Jahr gerechnet werden. Es empfiehlt sich daher, 10 bis 20 Prozent des verfügbaren liquiden Vermögens in Farbedelsteine zu investieren. Dabei sollte vor allem auf die großen Drei - Rubin, Saphir und Smaragd - gesetzt werden. Für jene, die schon eine solide Grundlage dieser Steine besitzen, empfehlen sich auch Tansanit, Spinell oder Turmalin.

Um als Investment in Frage zu kommen, müssen die Steine allerdings unbehandelt (aber geschliffen!) sein und Naturfarbe haben. Das trifft heute nur noch auf die allerwenigsten Steine zu. Die meisten beim Juwelier erhältlichen sind in irgendeiner Weise behandelt, also erhitzt, geölt oder bestrahlt. Dass ein Edelstein unbehandelt ist, sollte im Zertifikat eines unabhängigen gemmologischen Labors bestätigt sein.

Ein Thema, das immer wieder in diesem Zusammenhang erwähnt wird, ist jenes der "Blutdiamanten", die dazu dienen, kriegerische Konflikte zu finanzieren. Früher konnte dies bei Diamanten der Fall sein, inzwischen wurden Edelsteine aus Kriegsregionen vom internationalen Handel gebannt. Möchte ein Investor sichergehen, dass sein Edelstein ethisch, sozial und ökologisch "richtig" abgebaut wurde, empfiehlt sich die Herkunft Sri Lanka. In dieser Inselrepublik wurden für den Edelsteinabbau in den vergangenen Jahren sehr strenge Richtlinien erlassen.