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Ein wahres Hundeleben für Hunde

Von Petra Tempfer

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"Es war Liebe auf den ersten Blick", sinniert die Diskussionsteilnehmerin Ines Lehn in "Menschen bei Maischberger" (DasErste). Für "ihr Baby" ist ihr nichts zu teuer: Rosa Designer-Kleidchen und nerzbezogene Bettwäsche gehören neben Wachteleiern als kleiner Zwischensnack zum Haushalt der Besitzerin einer Hundeboutique.


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Mitunter wird sie mit ihrer neuen Liebe auch im Partnerlook gesichtet. Eine eigentlich nachvollziehbare Form, seine Liebe zu beweisen - wäre der heiß umworbene Schatz nicht ein Hund, genauer gesagt ein strubbeliger, winziger Yorkshire-Terrier.

Der Großteil der weiteren Teilnehmer stimmt in diesen Grundtenor mit ein, der sich als immer fragwürdiger entpuppt. Weniger hart gesottene Zuseher, die mit trockenen Chips vom Vortag in ausgebeulten Schlapfen auf einem stinknormalen Sofa vor dem Fernseher sitzen, laufen sogar Gefahr, in eine Sinnkrise zu kippen. Denn angesichts der auf anderen Sendern laufenden Nachrichten über im Bergwerk verunglückte Kohlearbeiter, Erdbebenopfer und Asylzentren erscheinen die Schwärmereien über Luxus-Hotels mit Hunde-Animationsprogramm und Modeschauen mit Models auf vier Pfoten als blanker Hohn. Der Satz "Ein Hund hat Recht auf Luxus" löst dann schon fast verzweifelte Heulkrämpfe aus. Das in Diskussionen über Fellpflege-Produkte gipfelnde Szenario nimmt schließlich eine erlösende Wende. Als das Gespräch auf jene Hunde fällt, deren Haarkleid auf die richtige Länge abgesengt wird, damit sie auf Ausstellungen brillieren. Und die bei der Spazierfahrt im Hundebuggy festgebunden werden, um deren Sprung zum nächsten Baum zu verhindern. Aus der Sicht des Hundes ist ein solches Dasein nämlich viel zu menschlich - und daher ein wahres Hundeleben.