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Ein Weg ins Freie

Von David Axmann

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Die Wirklichkeit eines fremden Landes stellt sich dem Betrachter, so er sie nicht aus eigener Anschauung kennt, in zwei Erscheinungsweisen dar: in der medialen und in der künstlerischen (wobei Literatur und Film die stärksten Eindrücke bieten).

Die Medien bringen Informationen, die Kunst enthüllt Motivationen. Die Medien bieten Ansichten, die Kunst gewährt Einblicke. Die Medien bleiben an der aktuellen Oberfläche, die Kunst dringt tief ins Leben ein.

3sat (wie übrigens auch arte) hat es sich gewissermaßen zur bildungspolitischen Herzensaufgabe gemacht, das so gewaltige wie vielschichtige Thema "Israel und Palästina" immer wieder zur Sprache zu bringen, immer wieder in den Blickpunkt zu rücken. Zurzeit läuft auf 3sat die Reihe "Neue Filme aus Israel"; sie startete Dienstagnacht mit dem 2003 entstandenen Streifen "Der werfe den ersten Stein" (Regie: Raphael Nadjari) - ein starker, eindrücklicher Beginn. Die Geschichte einer Befreiung.

Michale, 30 Jahre alt, ist die Mutter des kleinen Nathi und die Ehefrau eines streng gläubigen Juden, der (wie alle in seiner orthodoxen Fa-milie) von Michale nur eines fordert: Gehorsam nach Urväter Sitte. Sie aber willleben, will lieben! Und fin-det, was schwer und riskant genug ist - einen Liebha-ber, den sie hie und da ineinem Hotel trifft.

Eines Tages kommt er bei einem Sprengstoffanschlag ums Leben, und sie steht vor der Entscheidung: gehorsam weiterleben oder einen Weg ins Freie suchen. Allein und ohne den Segen des orthodoxen Gottes.