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In der Ö1-Reihe "Patina. Kostbares aus dem Archiv" kam am Sonntag um 9.05 Uhr die erste Tranche von Arthur Schnitzlers "Der Weg ins Freie". Die Wirkung dieser von Klaus Gmeiner dramatisierten Fassung ist ganz einfach zu beschreiben: Bei dem schönen Wetter will ein jeder Christenmensch nichts als schnell "ins Freie", doch Schnitzler versperrte den Weg dahin. Wenn Sie das erste Kapitel versäumt haben, gibt es folgende Einstiegshilfen: Erstens die Zusammenfassung unter dem Motto "Was bisher geschah" am nächsten Sonntag. Zweitens kann man sich das erste Kapitel des Romans im Internet zu Gemüte führen, drittens ist der ganze Roman als Insel-Taschenbuch erhältlich und viertens, was noch viel toller ist, werden antiquarisch bei Euro-Books, ebenfalls im Internet, 122 Exemplare angeboten.
Die ältesten Ausgaben stammen aus den Jahren 1916 und 1918. Eines davon hat den Namen des ehemaligen Eigentümers auf dem Vorsatzblatt. Man fantasiert sofort darüber, ob diese Eigentümer Auswanderer oder Flüchtlinge waren. Und wenn dem so sein sollte, wünscht man sich kindisch, dass wenigstens diese Bücher wieder nach Hause kämen. Wie Arthur Schnitzler allein im ersten Kapitel das Verhältnis mancher seiner Zeitgenossen zu "den Juden" darstellt, das ist hörens- und lesenswert. Nicht die vielstrapazierten unteren Schichten, der Plebs, waren in antisemitischen Zusammenhängen federführend, nein, die gute und gebildete Gesellschaft ging, wie übrigens immer, auch diesen Weg voraus. Fortsetzung: Sonntag um 9.05 Uhr.