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Ein wichtiger Standortvorteil der Slowakei schwindet dahin

Von WZ-Korrespondentin Carola Palzecki

Wirtschaft

Stundenlöhne legen kräftig zu. | Stärkster Anstieg im Bausektor. | Preßburg. Der slowakische Volkswirtschaftsmotor brummt wie nie, die Statistiker verzeichneten zuletzt ein Plus beim Wirtschaftswachstum von knapp zehn Prozent. Nahezu im Gleichschritt haben die Brutto-durchschnittslöhne kräftig angezogen und nähern sich inzwischen einer Marke von umgerechnet knapp 600 Euro im Monat.


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Längst können sich die meisten Menschen im Nachbarland auch Ausgaben leisten, die über den täglichen Bedarf hinausgehen. Gleichzeitig schwinden die einstigen Lohnkostenvorteile des Standorts Slowakei gerade für ausländische Investoren in jüngster Zeit rapide.

So stiegen im zweiten Quartal 2007 die Stundenlöhne laut Eurostat um 7,9 Prozent, während es im EU-27-Schnitt ein Plus von 3,2 Prozent war.

Am stärksten legten der Bausektor (9 Prozent), die Industrie (8 Prozent) und die Dienstleistungen (7,4 Prozent) zu. Aufhorchen lässt vor allem der Anstieg der Lohnnebenkosten; sie erhöhten sich um 8 Prozent. Die direkten Lohnkosten wiederum erhöhten sich um 7,8 Prozent.

Bild vom Billiglohnland verblasst zusehends

Die Furcht vor dem Verlust des Standortvorteils der niedrigen Lohnkosten geht in der Slowakei schon lange um. Bereits 2003 war davon die Rede, dass die Slowakei spätestens ab 2010 nicht mehr damit punkten könne, ein Billiglohnland zu sein. Als schärfste Konkurrenten galten damals Rumänien und Bulgarien. Zumindest ersteres scheint aber schon fast aus dem Rennen zu sein, laut Eurostat zogen die Lohnkosten im zweiten Quartal um fast ein Viertel an (siehe auch nebenstehenden Artikel). Trotzdem könnte es, falls der slowakische Wirtschaftsboom weiter anhält, schon vor dem Ende des Jahrzehnts zu Ende sein mit dem Werben um Auslandsinvestoren unter Verweis auf eine günstige Lohnsituation.

Ausländische Investoren wundern sich

Eines sollte bei aller Unkerei aber nicht übersehen werden: Die Eurostat-Statistik geht von absoluten Zahlen aus. Die Lohnnebenkosten waren in der Slowakei zumindest teilweise nie besonders attraktiv. So sind ausländische Investoren immer wieder verblüfft darüber, dass sich ein Engagement in der Slowakei unter steuerlichen Aspekten sehr günstig darstellt, beispielsweise aber für die Krankenkasse ein nicht besonders niedriger Beitragssatz von 14 Prozent gilt. Bisher fiel das nur deshalb nicht so ins Gewicht, weil die Bruttolöhne vergleichsweise niedrig waren.