Steve Nick hatte eine wilde Jugend in Serbien, bevor er Sänger wurde.
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Wien. Es beginnt mit einer Maultrommel, es folgen Gitarren und Streicherklänge, die an einen Countrysong gemahnen, erst beim Refrain wird einem klar: Hier will einer heim nach Hernals. "Home 2 Her_noiZ" lautet der erste Titel von Steve Nicks Album "Her_noiZ". Die Schreibweise ist eine Anspielung auf den "Lärm", unter dem seine Frau zu leiden hatte, als er im Schlafzimmer noch zu später Stunde die Chorstimmen eingesungen hat.
Sicher wird der Song auch nicht am Mittwochabend fehlen, wenn Steve Nick im Wiener Metropol auftreten wird - seinem "zweiten Wohnzimmer", wo er bereits oft mit dem Sänger Michael Seida aufgetreten ist. Entstanden ist das Lied, als Nick gerade mit einem Kindertheater auf Deutschland-Tournee war und in heruntergekommenen Pensionen übernachten musste. "Damals habe ich mir gedacht: Nirgendwo ist es so schön wie zu Hause."
Steve Nick hat viele Talente. Er ist nicht nur Sänger, Songwriter, DJ und Produzent, sondern hat auch Schauspielunterricht genommen, und ist im Film und im Theater aufgetreten. 1997 trat er als Support Act von Michael Jackson vor 45.000 Menschen auf, wenig später schloss er einen Plattenvertrag bei EMI Austria und wanderte mit Singles wie "Hold Me" und "All Over" durch die heimischen Radiosender. Auch bei Konzerten der Backstreet Boys und bei Dionne Warwick trat er auf, ebenso bei zahlreichen Ö3-Veranstaltungen und Festivals. Doch er hat auch Tiefs hinter sich, etwa als er sich von seinem Produzenten und EMI trennte, um seinen eigenen Weg zu gehen.
Steve Nick ist natürlich ein Künstlername. Eigentlich heißt er Stevan Ninic, wurde als Sohn serbischer "Gastarbeiter" in Wien geboren, hat aber die ersten zehn Jahre bei seiner Großmutter in Serbien verbracht. Seine Kindheit war wild. Zigaretten und Alkohol hat er bereits als Zehnjähriger konsumiert - unter dem Einfluss von älteren Freunden in Serbien. "Es war ein schlimmes Milieu", erinnert er sich. "Die anderen waren ein paar Jahre älter, waren am Land verrufen und haben nur geschaut, dass sie überleben." Doch er habe auch was gelernt dabei: "für jemanden da zu sein, der gerade in der Patsche ist." Ohne damals darauf geachtet zu haben, kam er auch erstmals mit Musik und balkanischer Rhythmik in Kontakt.
Oft schwänzte Nick die Schule - "vielleicht war es unbewusster Protest dagegen, dass ich nicht bei meinen Eltern aufgewachsen bin." Gleich nach seiner Geburt im Jahr 1970 schickten sie ihn zur Großmutter. Er ist seinen Eltern heute nicht böse. Ihre Entscheidung sei verständlich gewesen: "Sie wollten zunächst gar nicht in Österreich bleiben."
Einmal, als Nick mit seinen Freunden am Feld gelegen ist, wurden sie hungrig. Vom Feld durften sie nichts nehmen, daraufhin haben sie im Supermarkt etwas gestohlen und wurden von der Polizei erwischt. Nick landete kurz im Gefängnis, als erst Zehnjähriger. Der Großmutter wurde es zu viel, er kam zu seinen Eltern nach Wien, wo er gleich die Volksschule besuchte, ohne ein Wort Deutsch zu können. "Das war irrsinnig schwierig für mich: Mein Umfeld sprach Deutsch und Wienerisch." Heute beherrscht er beides fließend und akzentfrei.
Das Singen hat er sich selbst beigebracht. "Im Jugendzentrum begann ich damit. Für mich war die Musik Therapie. Ich wusste, wie ich so die Aufmerksamkeit bekomme, die ich brauche." Nach einigen Auftritten in Discos schaffte er bei einem Wettbewerb den ersten Durchbruch als Georg-Michael-Imitator. "Ich war fasziniert von George Michaels Stimme und davon, wie er sich präsentiert hat. Ich war damals der einzige, der George Michael nachgemacht hat, alle anderen imitierten Michael Jackson." Mit George-Michael-Nummern tourte Nick durch sämtliche Discos.
Die Erfahrungen waren lehrreich. "Nicht in jeder Disco bist du willkommen. Es gibt immer ein, zwei Typen, die auffallen müssen und laut mitsingen. Ich gebe ihnen dann immer das Mikr-
ophon in die Hand, denn damit rechnen sie nicht." Daneben machte er auch eine Lehre - "Die Handelsschule war mein größter Fehler" - und brachte seine erste Single heraus - ein Weihnachtslied. 1993 folgte die Musikausbildung am American Institute of Music.
Heute kann Steve Nick auf zahlreiche Auftritte im In-und Ausland zurückblicken. Die letzten zehn Jahre arbeitete er besonders intensiv mit seinem langjährigen Freund, dem Gitarristen Hans Zinkl zusammen.