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Ein Wort gegen das Schweigen

Von WZ-Korrespondent Frank Nordhausen

Politik

"Genozid" sei das Verbrechen an den Armeniern gewesen, meint der Papst. Die Türkei protestiert.


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Istanbul. Papst Franziskus hat die türkische Regierung am Sonntag gewaltig aufgeschreckt, als er die Vertreibungen und Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915-18 in einer Messe im Petersdom als "ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts" bezeichnete. Bereits unmittelbar nach dem Gottesdienst reagierte Ankara mit scharfem Protest, bestellte den Vatikan-Botschafter ein und zog den türkischen Botschafter aus dem Vatikan ab. Am Montag verschärften die Türken noch den Ton und kündigten "Maßnahmen" gegen den Heiligen Stuhl an.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu und der Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu waren sich einig: Der Papst interpretiere die Geschichte falsch und schüre Rassismus in Europa, indem er nur die Leiden einer Seite betrachte, die Qualen der Muslime und Türken aber ausblende. Cavusoglu bezeichnete die Worte des Papstes als "null und nichtig für das türkische Volk und die Türkei". Der Gebrauch des juristischen Begriffes Völkermord sei "nichts als üble Nachrede".

Die überwiegend muslimische Türkei räumt zwar ein, dass viele christliche Armenier im Osmanischen Reich ab 1915 getötet wurden, bestreitet aber, dass es sich dabei um bis zu 1,5 Millionen Opfer handelte, wovon westliche Historiker ausgehen. Als Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reichs lehnt die Türkei es ab, von einem Genozid zu sprechen. Im Vorfeld des hundertsten Jahrestages des Beginns der Deportationen am 24. April lässt die Türkei ihre Diplomaten weltweit Druck auf Regierungen ausüben, keine Resolutionen zu verabschieden, die das Word Genozid enthalten - oft mit Erfolg. So ist am Jahrestag zwar eine Debatte im deutschen Bundestag verabredet, doch in dem gemeinsamen Antragsentwurf, den Union und SPD einbringen wollen, taucht das Wort Völkermord mit Rücksicht auf den Nato-Verbündeten nur in der Begründung auf, nicht in der Überschrift.

Strategie des Durchtauchens gescheitert

"Mit dem Papstwort ist die türkische Strategie des stillschweigenden Hindurchschlitterns durch den Jahrestag jetzt geräuschvoll gescheitert", sagte Hilmar Kaiser, deutscher Türkei-Historiker und Autor mehrerer Bücher über den Armenier-Genozid, der "Wiener Zeitung". "Man hoffte, es würde nicht viel passieren. Doch jetzt geht bereits die erste bedeutende Reaktion weit über die bloße Anerkennung des Genozids hinaus, die es früher schon gab. Das erklärt die extrem aggressive Reaktion der Türkei."

Da Papst Franziskus ausdrücklich auch die Leugnung des Völkermords verurteilte, habe er die Armenierpolitik der Türkei insgesamt abqualifiziert, erläuterte Kaiser. Dies sei eine überraschende Verschärfung der Position des Vatikans. "Man könnte dies als Antwort auf diplomatische Vorstöße der Türkei im Vorfeld verstehen. Wenn es so war, hatte diese Intervention einen gegenteiligen Effekt und hat Ankara eine diplomatische Niederlage beschert. Hier wurden Grenzlinien klargemacht, die die türkische Diplomatie wohl überschritten hatte."

Der Historiker meint, dass die türkische Regierung höchst alarmiert sei, da ähnliche Völkermord-Bekenntnisse in den nächsten zehn Tagen auch von anderen Staaten erfolgen könnten. Doch könne die AKP-Regierung trotz erster richtiger Versöhnungsschritte in der Vergangenheit wegen des aktuellen Parlamentswahlkampfes ihre Position zum Völkermord gegenwärtig nicht revidieren, ohne dass die Opposition dies massiv ausschlachte. "Es ist ein politisches Fiasko, das noch viel gravierender werden kann."

In der Türkei dürfte die Debatte nun richtig beginnen. Während regierungsnahe Zeitungen am Montag die offizielle Haltung wiederholten und den Papst beschuldigten, "die Lügen der armenischen Lobby" zu wiederholen, gab es angesichts des nahenden hundertsten Jahrestages der Verbrechen auch warnende Töne. In der englischsprachigen Ausgabe der "Hürriyet" stellte der Chefredakteur die bange Frage: "Wird US-Präsident Obama das Wort Völkermord verwenden, so wie der Papst?"

(wak) Das US-amerikanische IT-Girl Kim Kardashian, Tochter des verstorbenen O.J.-Simpson-Verteidigers Robert Kardashian, hat durch verschiedene Aktionen Berühmtheit erlangt: Als Darstellerin in einem Porno, als ehemals beste Freundin von Hotelerbin Paris Hilton, als Person, die ihren Körper mehrfach operativ verändert und dabei Medien und Beobachter in eine endlose Spirale der Mutmaßungen zum Thema "ist ihr Po nun echt oder operativ vergrößert?" geschickt hat.

Mittlerweile ist der 34-jährige Reality Star zum dritten Mal verheiratet, diesmal mit Rap-Mogul Kanye West, und pflegt ihre Marke mit unendlich vielen Selfies, also Fotos von sich selbst, auf der Social-Media-Wiese. Derzeit ist Kardashian mit Kind und Kegel das erste Mal in Armenien, um ihre "Wurzeln" kennenzulernen. Über Genozid - ja oder nein - hat sie bisher keine Worte verloren, aber durch ihre Selfies wissen zumindest Kardashians US-amerikanische Twitter-Follower, dass das Land Armenien existiert.

Schweigen, aber selfies