Zum Hauptinhalt springen

Ein Zampano aus Schwaben

Von Andreas Rauschal

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wer Harald Glööckler nicht kennt, hat entweder keine Ahnung von Mode - Schmäh! - oder weiß nicht, ob es sich bei HSE24 um einen Münchner Home-Shopping-Kanal oder womöglich doch um eine uns kurzfristig den Fleischverzehr überdenken lassende Tierseuche aus China handelt.

Der mittlerweile in Berlin ansässige Designer aus dem Schwabenland, der Sacha Baron Cohen einst zur Figur des österreichischen Fashion-Reporters Brüno inspirierte, mag es nicht nur in seinen Kollektionen schwülstig-opulent. Wie ein Hausbesuch des SWR-Fernsehens unterstrich, ist der hauptberufliche Selbstdarsteller auch im Eigenheim ein großer Zampano. In seiner Wohnung, die man sich vorstellen muss als eine zum Flagship-Store aufgeblasene Version des Wiener Teesalons Süßi, gehört ein Ölporträt Glööcklers als Ludwig XIV. noch mit zum Bescheidensten. Auch um den feschen Designer kreist, allen Naturgesetzen zum Trotz, die Sonne - nicht umgekehrt.

Dass Glööckler nicht auf den Modenschauen in London, Mailand, Paris und New York anzutreffen ist, dafür aber für ein Pforzheimer Versandhaus entwirft und im Shopping-Kanal Schwerarbeit leistet - egal. Der Frauenversteher mit dem Anliegen, alle Damen zu Prinzessinnen zu machen, würde selbst auf einer Geflügelmast im Ruhrpott noch Glamour verbreiten. So las Glööckler aus der Fanpost ("Manche basteln auch für mich"), erklärte sein Arbeitsmotto ("Ich gebe dem Menschen das Gefühl, dass er etwas wert ist") und bekannte sich zu Botox und Lifting. Auf einen sich anbietenden Doku-Titel verzichtete der Sender gekonnt: "Harald Glööckler - ungeschminkt". Nicht in hundert Jahren. Himmel, Kinder!