Ein Finanzminister, der Steuern hinterzieht - der absolute Albtraum in jedem Land. Was seit Monaten scheibchenweise über Karl-Heinz Grasser alles bekannt wurde, hat ein unerträgliches Ausmaß angenommen. Seit gestern heißt es, dass es bereits um Millionen gehen soll, die von ihm nicht versteuert wurden. Bewiesen ist freilich noch herzlich wenig. Aber allein der Verdacht, dass KHG den Fiskus betakelt haben könnte, ist ein Schlag in die Magengrube aller anständigen Österreicher, die regelmäßig ihren Obolus an die Finanz leisten.
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Der weit verbreitete Frust all jener, die sich gefrotzelt fühlen, ist nur zu gut verständlich: Grasser hat - da muss man erst gar nicht die Unschuldsvermutung strapazieren - dem Ansehen und der Glaubwürdigkeit der heimischen Politik massiv geschadet. Auch wenn er die Märtyrerrolle nahezu perfekt beherrscht, einen guten Anwalt engagiert hat und offenbar einen Hang zu diversen Verschwörungstheorien pflegt, ist seine persönliche Reputation längst ruiniert. Gefühlsmäßig hat er für die meisten "Zuschauer" Dreck am Stecken. Eines ist allerdings schlimm: Viele Bürger halten es immer noch für am wahrscheinlichsten, dass bei dieser grässlichen Causa letztlich gar nichts rauskommen wird.
Jedenfalls ist es allerhöchste Zeit, dass die Justizbehörde diesen Fall nach monatelangen Untersuchungen abschließt und dieser Horror-Geschichte ein Ende bereitet - damit die politische Hygiene in diesem Land nicht noch mehr verkommt.