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Mit "Schönheiten aus Osteuropa und Russland" werben die zahlreichen Nachtclubs um die internationalen Kunden, seien sie Geschäftsreisende oder Touristen. Um die günstige Lage der (nach Sizilien und Sardinien) drittgrößten Mittelmeer-Insel (9.200km²) am Kreuzungspunkt zwischen Europa, Afrika, Asien, Nahem und Mittleren Osten, Zentralasien und Russland wussten in der turbulenten Geschichte Zyperns nicht nur die Römer, Venezianer, Griechen und Türken.
Die Briten konnten 1878 dem Osmanischen Reich die Insel abringen und pachteten sie. 1914 wurde Zypern von Großbritannien formell annektiert, da die Türkei auf Seiten Deutschlands im Ersten Weltkrieg kämpfte. Zur britischen Kronkolonie - wie es das nicht minder strategisch gelegene kleine Gibraltar noch immer ist - wurde das Aphrodite-Eiland 1925. Türkische und griechische Zyprioten lebten in vielen Dörfern friedlich zusammen. Dennoch träumten etliche Griechen-Zyprer von der "Enosis", der Vereinigung ihrer Insel mit Griechenland - das 1829 vom Osmanischen Reich unabhängig wurde und nach und nach die Ägäis-Inseln zurückgewann. Der türkisch-griechische Streit um die Gebietsrechte in der Ägäis sollte bis heute andauern.
Im Zweiten Weltkrieg kämpften viele Zyprioten freiwillig in der britischen Armee, als Dank dafür erwarteten sie die Freiheit. Für die Briten jedoch war Zypern als "natürlicher Flugzeugträger" vor der Küste des krisengeschüttelten Nahen Ostens schon damals zu bedeutsam. Nach dem blutigen Freiheitskampf von 1955 bis 1959 (500 Tote, darunter Briten, Griechen sowie Zyprer beider ethnischen Gruppen) wurde Zypern 1960 von den Briten in die Unabhängigkeit entlassen. Seit 1961 ist die Insel Mitglied des Commonwealth.
Der Nahe Osten ist nah
Doch mit der "Republik von Zypern" war ein Staat geboren, den die Zyprioten selbst gar nicht gewollt hatten: An den Vertragsverhandlungen waren nur Großbritannien, Griechenland und die Türkei beteiligt. Die türkisch-zyprischen Nationalisten hatten bereits für die Teilung der Insel plädiert. Aufgrund der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den griechischen und den türkischen Zyprioten 1963/64 entsandte die UNO erste Friedenstruppen und wurde die Hauptstadt Nicosia geteilt. Zehn Jahre später versuchten griechisch-zyprische Extremisten im Auftrag der griechischen Militärjunta eine Vereinigung Zyperns mit Griechenland. Um einen derartigen "Anschluss" zu verhindern, nützte die Türkei eine vage Verfassungsbestimmung aus ("Schutz der Unabhängigkeit") und marschierte als "Garantiemacht" ein. Nach einem einmonatigen Krieg wurde die Insel im August 1974 geteilt.
Großbritannien unterhält freilich bis heute zwei militärische Basen ("Sovereign Base Areas"/SBAs) auf der Insel (in Dekeleia und Akrotiri an der Südküste). Auf Zyperns höchstem Berg, dem Olympos (1.951m), horchen britische Soldaten den Funkverkehr im gesamten Nahen Osten ab. Der Gipfel darf daher nicht betreten werden.
Inzwischen überlegen auch die USA, Truppen nach Zypern zu senden. Laut Medienberichten ist das Weiße Haus an die türkisch-zypriotische Seite mit dem Wunsch herangetreten, im nördlichen Lefkoniko eine Militär-Basis zu errichten. Eine "friedenserhaltende" Maßnahme nach der Wiedervereinigung, wird als Begründung genannt. Die USA haben ebenfalls Zypern seit Beginn des Kalten Krieges zur Überwachung des Mittleren Ostens benützt. Ein Geheimdienstabkommen mit Großbritannien seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sowie ein Abhörposten in Nord-Zypern sollen nun jedoch dem "Kampf gegen den Terrorismus" dienen. Washington dementiert.
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