In Bhutan finden erstmals Parlamentswahlen statt. | Wählen, weil es der König so will. | NeuDelhi. Demokratie kann eine ernste Sache sein: Zur ersten Parlamentswahl in Bhutan ist zum Urnengang Nationaltracht vorgeschrieben. Es soll feierlich zugehen in dem abgelegenen Himalaya-Staat. Schließlich hat der König selbst beschlossen, dass seine Untertanen künftig eine konstitutionelle Demokratie haben sollen. Bislang war das Zwergenkönigreich eine absolute Monarchie.
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Geübt haben die rund 300.000 wahlberechtigten Bhutanesen bereits: Im April letzten Jahr gab es eine Testwahl mit Fantasieparteien und frei erfundenen Wahlprogrammen. Damals siegte die gelbe Partei des Donnerdrachens. Am 24. März wird es nun ernst. "Haben die Medien genug getan, um die Wähler über Demokratie und Wahlen aufzuklären", fragt ängstlich die Staatszeitung "Kuensel". Wird die konservative "Partei der Harmonie" die erste freie Abstimmung für sich entscheiden? Oder wird die Demokratische Volkspartei das Rennen machen? Doch die eigentlich spannende Frage wird sein, wie das von der Bevölkerung verehrte Königshaus und das neue Parlament künftig miteinander auskommen werden.
Wenig Begeisterung im Land des Rauchverbots
Es stehen 47 Kandidaten für das Unterhaus der Nationalversammlung zur Wahl. Das Oberhaus wurde bereits Ende Dezember gewählt. Doch ganz zufrieden war Bhutan mit dem Verlauf der Abstimmung nicht. Nur die Hälfte der Wahlberechtigten hatten ihre Stimme abgegeben. Schnee und kaltes Wetter seien schuld gewesen, heißt es.
Bhutan ist in vielem ein Märchenland, in dem die Uhren anders gehen. Als einziger Staat der Erde herrscht seit 2004 absolutes Rauchverbot. Als letztes Land des Erde wurde 1999 das Fernsehen eingeführt. Der König hat vier Frauen, aber Polygamie ist verboten.
Und König Jigme Singye Wangchuk ist überzeugter Demokrat. "Er hält die absolute Monarchie nicht mehr für zeitgemäß", sagt ein bhutanesischer Diplomat. Schon im vorletzten Jahr hat der 52-jährige Monarch die Regierungsgeschäfte in die Hand seines Sohnes gelegt. Doch Kronprinz Jigme Khesar Namgyel Wangchuk wird bald nur noch repräsentative Aufgaben haben. Denn das neue Parlament soll dem Land eine Verfassung geben und die konstitutionelle Monarchie einführen.
Eingezwängt zwischen die Riesenländer Indien und China, hat Bhutan einen schweren Stand. Die beiden Nachbarn sind nicht gerade zimperlich, wenn es um ihre eigenen Interessen geht. Das frühere Königreich Sikkim etwa, wurde nach Unruhen in den 70er Jahren kurzerhand von Indien übernommen. Bhutans König hat stets versucht, sein Land durch eine starke Betonung seiner Eigenheit vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren. Opfer dieser Politik sind rund 100.000 Flüchtlinge, die 1991 nach Nepal geflohen sind, als den Nepali sprechenden Bhutanesen die Staatsbürgerschaft aberkannt wurde. Die Menschen leben seither in Flüchtlingscamps.