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Einbürgerungen fördern ökonomische Integration

Von Ulrike Famira-Mühlberger

Gastkommentare
Ulrike Famira-Mühlberger ist stellvertretende Leiterin des Wirtschaftsforschungsinstituts.

Staatsbürgerschaft hilft gegen Diskriminierung am Arbeitsmarkt.


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Viel wurde in den letzten Wochen über Integration und Einbürgerungen diskutiert. Natürlich ist dies in erster Linie eine politische Frage und eine Abwägung des Für und Wider. Aber wir sollten in dieser Diskussion neben den politischen auch die ökonomischen Argumente hören.

Was zeigen die Analysen? Diese Frage ist klar zu beantworten: die empirische ökonomische Literatur zeigt, dass Einbürgerungen die langfristige politische und ökonomische Integration von Migrantinnen und Migranten fördert. Empirische Studien in Deutschland und der Schweiz finden, dass ein schnellerer Zugang zur Staatsbürgerschaft die ökonomische Situation von Migrantinnen und Migranten verbessert.

Durch Einbürgerungen wird insbesondere die Bindung an den Arbeitsmarkt verbessert - nämlich durch höhere Beschäftigungsquoten, längere Arbeitszeiten, stabilere Beschäftigungsverhältnisse und höhere Löhne.

Migrantinnen und Migranten investieren durch eine Einbürgerung auch mehr in Aufnahmeland-spezifische Fähigkeiten wie Sprach- und Berufsausbildung. Und wir wissen, dass die Staatsbürgerschaft gegen Diskriminierung am Arbeitsmarkt hilft. Schweizer Studien zeigen auch, dass Einbürgerungen die politische Partizipation und das politische Wissen über das Aufnahmeland erhöht. Ein schnellerer Zugang zur Staatsbürgerschaft scheint also den ökonomischen Studien zufolge ein wirksames politisches Instrument zu sein, um die politische und ökonomische Integration von Migrantinnen und Migranten in Ländern mit einer traditionell restriktiven Staatsbürgerschaftspolitik zu fördern, wobei die positiven Effekte für Frauen zum Teil höher zu sein scheinen. Auch Betriebe scheinen auf Einbürgerungen mit mehr Ausbildungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz zu reagieren.

Eine Studie aus Deutschland auf Basis von betrieblicher Ausbildung von Migrantinnen und Migranten der ersten Generation zeigt einen positiven und signifikanten Zusammenhang zwischen der Einbürgerung und der Ausbildung am Arbeitsplatz. Eine Erklärung könnte sein, dass Unternehmen die Einbürgerung als Signal für das Engagement der Beschäftigen für das Gastland werten und so mehr Ausbildungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz anbieten.

Wir wissen auch, dass eingebürgerte Eltern mehr in die Bildung ihrer Kinder investieren: Es zeigt sich ein positiver und signifikanter Zusammenhang zwischen der Staatsangehörigkeit der Eltern und dem Bildungsstand der Kinder. Dies ist langfristig ein zentraler Aspekt, weil wir aus den Daten wissen, dass Kinder mit Migrationshintergrund bei den Bildungserfolgen hinterherhinken.

In Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung, die zeigt, dass die Erwerbsbevölkerung ohne Migration bereits jetzt deutlich schrumpfen würde, bedeutet dies, dass wir aus ökonomischer Sicht alles daransetzen sollten, die Bildungsinvestitionen dieser Kinder bestmöglich zu unterstützen. Diese Investitionen werden den Fachkräftemangel von morgen mitbestimmen. Ein Weg sind zielgerichtete Bildungsinvestitionen, die den schulischen Erfolg von Kindern mit Migrationshintergrund verbessern. Ein weiterer, zusätzlicher Weg ist - laut der empirischen Forschung - die Einbürgerung der Eltern.

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