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Eine Agenda für die Menschlichkeit

Von Ban Ki-moon

Gastkommentare
Ban Ki-moon ist Generalsekretär der Vereinten Nationen.

Mehr Menschen als je zuvor seit der Gründung der Vereinten Nationen sind von Terror bedroht oder brauchen dringend humanitäre Hilfe.


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Immer mehr Konfliktparteien verletzen schamlos das humanitäre Völkerrecht. Es braucht immer mehr Ressourcen, um die eskalierenden humanitären Bedürfnisse zu decken. Und wir sehen uns den größten Finanzierungsengpässen gegenüber. Daher berufe ich erstmals einen Weltgipfel für humanitäre Hilfe am 23. und 24. Mai in Istanbul ein. Ich mahne globale Führungskräfte, internationale Organisationen und andere, sich zu verpflichten, mehr und besser jenen in größter Not zu helfen. Es ist keine Zeit zu verlieren.

Brutale und hartnäckige Konflikte, gewaltbereiter Extremismus, grenzüberschreitendes Verbrechen, wachsende Ungleichheit und Klimawandel zerstören das Leben von Millionen und destabilisieren ganze Regionen. Mehr Menschen als je zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg werden zur Flucht gezwungen. Mehr als 125 Millionen weltweit sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Sie würden gemeinsam die elftgrößte Nation der Erde bilden - und eine der schnellstwachsenden.

All diese Herausforderungen kann kein Land und keine Organisation alleine angehen. Ein Mitverantwortungsgefühl muss die Politik formen und finanzielle Entscheidungen lenken. Im Vorfeld des Gipfels habe ich eine Agenda für die Menschlichkeit als Rahmenbedingungen mit fünf Kernaufgaben festgelegt:

Die Führenden müssen sich intensiver bemühen, Konflikte zu verhindern und zu beenden. Enorme menschliche und ökonomische Kosten machen sie zum größten Hindernis für die Entwicklung. Wir müssen uns vom Krisenmanagement hin zur Verhütung bewegen.

Staaten müssen sich an Völker- und Menschenrechte halten, Bombenangriffe und Beschießen von zivilen Zielen und Gebieten stoppen und Straffreiheit beenden.

Wir dürfen niemanden zurücklassen. Wir müssen die am weitesten Zurückliegenden zuerst erreichen und das Leben der Schwächsten verändern, einschließlich jener, die von Konflikten, Armut, natürlichen Gefahren und steigendem Meeresspiegel bedroht sind. Wir müssen gewaltsame Vertreibung verringern, legale Möglichkeiten für Migration schaffen, Frauen und Mädchen stärken und eine gute Ausbildung für alle gewährleisten.

Wir müssen die Kluft zwischen Humanität und Entwicklung für immer schließen. Wir müssen auf Krisen im Vorhinein gefasst sein und dürfen nicht warten, bis sie passieren. Wir müssen die lokalen Führungen und Kapazitäten stärken, Verwundbarkeiten reduzieren und die Widerstandsfähigkeit der Menschen und Gemeinschaften erhöhen, die immer die ersten und letzten Ansprechpartner in Krisen sind.

Wir müssen innovative Wege zur Mobilisierung von Geldmitteln finden. Ich habe eine neue internationale Finanzierungsplattform mit der Weltbank vorgeschlagen, um Mechanismen für die Finanzierung unserer Krisenhilfe zu finden.

Die Agenda für die Menschlichkeit bietet wichtige Maßnahmen und strategische Veränderungen, die die Welt für eine Verringerung der humanitären Not und die Erreichung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung braucht. Ich appelliere an die Führenden der Welt, zum Weltgipfel für humanitäre Hilfe zu kommen, um einen nachhaltigen menschlichen Fortschritt und ein Leben in Würde und Sicherheit für alle voranzutreiben.