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"Eine andere Welt ist möglich"

Von Jan-Uwe Ronneburge, Porto Alegre

Wirtschaft

Unter dem Motto "Eine andere Welt ist möglich" haben sich im südbrasilianischen Porto Alegre mehr als 100.000 Teilnehmer aus aller Welt zum Weltsozialforum versammelt. Das Unbehagen an den Auswüchsen der Globalisierung treibt jedes Jahr mehr Menschen zu dieser Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum in Davos.


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Die dritte Veranstaltung seit 2001 droht jedoch zunehmend, am eigenen Erfolg zu ersticken. Die Verdoppelung der Teilnehmerzahlen im Vergleich zum Vorjahr stellt die Organisatoren vor fast unlösbare Probleme. Deshalb sollen die Treffen in Zukunft regionaler ausgerichtet werden. In Porto Alegre wollen sich die Kritiker eines "ungezügelten Kapitalismus" erst wieder 2005 treffen.

So vielfältig die Zahl der Vertreter meist linker sozialer Bewegungen, Bürgerinitiativen und Gewerkschaften, deren Ziele und die hunderten paralleler Veranstaltungen auch sein mag, die meisten Teilnehmer werden durch den Traum von einer gerechteren Welt angelockt. Der Verlust von Arbeitsplätzen und sozialen Rechten in den reichen Ländern, zunehmende Armut und Verschuldung in den Schwellenländern sowie Hungersnöte und Hoffnungslosigkeit in den ganz armen Ländern und die weltweite Umweltzerstörung dürften die Diskussionen bestimmen.

Daneben werden die Kriegsvorbereitungen der USA und Großbritanniens gegen den Irak auf einhellige Ablehnung der Verfechter einer solidarischeren Weltordnung stoßen. Auch ein Schuldenerlass für Länder wie Argentinien steht auf der Liste der Forderungen ganz oben.

Gemeinsam ist den Teilnehmern die Überzeugung, dass die neoliberale Globalisierung weder unumkehrbar, unvermeidbar noch etwa segensreich sei, schrieb der Generaldirektor von "Le Monde Diplomatique" und Präsident des Netzwerkes Attac-Frankreich, Bernard Cassen. Allerdings gehe es nach der Phase der Ablehnung nun verstärkt darum, positive Ziele zu formulieren.

Das Weltsozialforum hat sich zu einer Art Brutkasten für alternative, linke Ideen und Strategien zu deren Durchsetzung entwickelt. Konkrete Ergebnisse werden jedoch auch dieses Jahr wieder kaum messbar sein. Das liegt am Selbstverständnis der Organisatoren und Teilnehmer, die hierarchische Strukturen und von Führungsgremien formulierte, zusammenfassende Abschlusserklärungen ablehnen.

Enes aber haben beide Veranslatungen, die junge, arme in Brasilien und die elitäre, reiche in der Schweiz, gemeinsam: Sie sind überschattet vom drohenden Irak-Krieg, gegen den in orto Alegre gleich am ersten Tag weit mehr als die 100.000 Teilnehmer des Sozialforums demonstrierten.