Das beinharte Ringen um den künftigen EU-Kommissar hinterlässt in den Reihen der Koalition mehr Verlierer als Sieger.
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Damit ist nicht einmal die Demontage von Wilhelm Molterer gemeint. Natürlich war das Nein der SPÖ zum Ex-Vizekanzler parteipolitisch motiviert - das Zugeständnis des Nominierungsrechts an die ÖVP verlangte förmlich nach einer Machtdemonstration des Bundeskanzlers für das eigene Publikum.
Das sind die uralten Gesetze in der Politik, und sie sind überall die gleichen, weshalb das Klagen über das dadurch gezeichnete Bild Österreichs in Brüssel ebenfalls zur politischen Folklore gehört, wenngleich zu jener der Opposition.
Viel schwerer wiegt die Unprofessionalität, mit der in Österreich solche ritualisierten Machtkämpfe abgehandelt werden. Da betonen alle Beteiligten über Wochen hinweg, dass erst das Ressort feststehen müsse, das Österreich in der künftigen EU-Kommission besetzen solle, bevor man über geeignete Namen reden könne. Und dann wird plötzlich ein Kandidat nominiert, ohne dass auch nur im Geringsten feststeht, welches Ressort überhaupt in Frage kommt - mit dem Argument, dass dies anders ja gar nicht gehe, weil der künftige EU-Kommissionschef schließlich zuerst alle Kandidaten von den EU-Ländern brauche.
Eines sollten Parteien nie beleidigen: die Intelligenz ihres Publikums.
Siehe auch:Tauziehen beendet - Schwamm drüber
+++ "Als Minister gescheitert": http://www.wienerzeitung.at/default.aspx?TabID=3861&Alias=wzo&cob=446835
+++ Ein Philosoph geht nach Brüssel