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Kurz vor dem Hamburger Olympiareferendum am Sonntag wurden noch einmal alle möglichen und unmöglichen Argumente ins Rennen um eine eventuelle Bewerbung um die Sommerspiele 2024 geschickt: Die Gegner protestierten gegen Geldvernichtung, Gigantismus und IOC-Knebelverträge; die Befürworter entzündeten Feuerwerke und ließen eine Menschenmenge eine Boeing über die Flughafenpiste ziehen, ja sogar die Flüchtlingssituation musste als Motivation herhalten: Mit Olympia, verkündeten Bürgermeister Olaf Scholz und seine Mitstreiter, könne man auch den Flüchtlingen eine Perspektive bieten. Das mag zynisch klingen angesichts dessen, dass Olympia derzeit wohl deren geringste Sorge ist, war aber bestimmt nicht so gemeint. Denn tatsächlich kann eine Olympia-Bewerbung Wirtschaft und Stadtentwicklung wichtige Impulse geben. Doch dazu braucht es nachhaltige Konzepte und einen Finanzierungsplan. Den legte Hamburg zwar vor, angesichts früherer Erfahrungen mit Kostenexplosionen bezweifeln aber viele die veranschlagten Gesamtkosten von knapp mehr als elf Milliarden Euro. Zudem steht die Zusage des Bundes über 6,2 Milliarden Euro, mit der Scholz rechnet, noch aus. Angesichts dessen sowie der Stimmungslage im Zeichen von Zukunfts- und Sicherheitsängsten sowie dem Verdruss über die großen Sportorganisationen, der auch Deutschland - siehe DFB - erfasste, ist ein Ja keineswegs selbstverständlich. Stimmen die Hamburger dennoch dafür, ist das also kein Grund für euphorische Sonntagsreden, sondern ein Vertrauensvorschuss und Arbeitsauftrag. Die Politik und der Deutsche Olympische Sportbund täten gut daran, dem gerecht zu werden. Wenn nicht, folgt dem Olympia-Rausch schnell der große Kater. Es wäre nicht das erste Mal.