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Die heimische Medienlandschaft kommt auch zehn Tage nach der Bundespräsidentenwahl nicht zur Ruhe. Das Thema der Stunde ist nach wie vor die "Causa Tempelberg", also die Recherche-Panne des ORF in Bezug auf eine Israel-Reise des Bundespräsidentschaftskandidaten Norbert Hofer. Wer wann Zeuge welcher Gewalttat gewesen sein mag, ist längst nicht mehr interessant. Das "profil" beschäftigt sich aktuell mit der Frage, wer dafür verantwortlich ist, dass das Thema im von Ingrid Thurnher moderierten TV-Duell überhaupt vorkam. "ZiB2"-Moderator Armin Wolf, der in der Recherche um die Vorfälle federführend war, habe Thurnher als stellvertretender Chefredakteur gedrängt, Hofer damit zu konfrontieren. In der Redaktion habe es deshalb heftigen Streit gegeben. Wolf wies diese Darstellung scharf zurück. Auch Thurnher distanzierte sich klar: ",Streit‘ abgesagt. Und aus."
Beendet ist die Causa damit nicht. Hofer reichte Beschwerde bei der Medienbehörde ein, im ORF-Publikumsrat kamen die Vorfälle zur Sprache. Der Begriff "journalistischer Super-GAU" fiel. Um das Ansehen der heimischen Medien ist es aktuell nicht zum Besten bestellt. Geschönte und gefärbte Berichterstattung jenseits der Objektivität stehen im Raum. Den Vorwurf "Lügenpresse" machen solche kindischen Streitereien auch nicht wett. Ganz im Gegenteil. Es ist traurig, dass es einer ganzen Branche, nämlich dem Qualitätsjournalimus, in problematischen Zeiten nicht gelingt, an einem Strang zu ziehen. Einander gegenseitig ein Bein zu stellen, wenn es darum geht, den kollektiv ruinierten Ruf wiederherzustellen, war noch nie zielführend.