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Eine Branche zum Wohlfühlen

Von Andrea Möchel

Wirtschaft

Österreichs Digital-Szene: Hohe Zufriedenheit, aber Gender-Gap.


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Wien. Wie tickt Österreichs Digitalbranche wirklich? Dieser Frage gingen Digitalista, das Netzwerk für Frauen in der Digitalbranche, und das Marktforschungsunternehmen MindTake Research auf den Grund. 510 "Digital Professionals" beiderlei Geschlechts wurden für eine Studie befragt, um ein umfassendes Bild der österreichischen Onlinerinnen und Onliner zu schaffen.

Breite Zufriedenheit

Und siehe da: Die Mitglieder der heimischen Digital-Szene fühlen sich in ihren Jobs offenkundig wohl. Ein Viertel aller Befragten ist "außerordentlich zufrieden" mit der derzeitigen Position. Weitere 36 Prozent sind "zufrieden" und 23 Prozent "eher zufrieden". Wobei Männer und Frauen die Situation unterschiedlich bewerten: So sind 69 Prozent der Männer, aber nur 57 Prozent der Frauen mit ihrer aktuellen Position zufrieden. Wenig Klagen gibt es auch beim Thema Gehalt. Die Hälfte aller "Digitalistas" und "Digitalieros" finden, dass sie angemessen verdienen. 18 Prozent sind sogar der Meinung, "gut" zu verdienen. "Das aktuelle Gehalt empfindet die Mehrheit als angemessen, wobei es keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt", erläutert Eva Oberecker, Geschäftsführerin von MindTake Research.

"Wir waren über die allgemein hohe Zufriedenheit in der Branche positiv überrascht, da wir eigentlich ein negativeres Bild erwartet hatten", sagt Elisabeth Oberndorfer, Obfrau des Vereins Digitalista. Als besonders wichtig für den allgemeinen "Wohlfühlfaktor" werden von den Befragten vor allem ein gutes Arbeitsklima, kollegiale Zusammenarbeit und Wertschätzung genannt. Welche hohe Bedeutung Letztere vor allem für Frauen hat, zeigt sich auch in der Frage nach den Erfolgsfaktoren im Job. Beide Geschlechter sehen Anerkennung im beruflichen Umfeld als größten Indikator für beruflichen Erfolg. Mit 91 Prozent (Frauen) und 85 Prozent (Männer) ist jedoch ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern erkennbar. Ebenso beim Faktor Gehalt: Während 70 Prozent der befragten Frauen ein hohes Gehalt als Erfolgsfaktor definieren, tun das nur 60 Prozent der Männer.

Ziel der Studie war es, die Realität in allen Management-Ebenen abzubilden. 42 Prozent der Befragten sind derzeit ohne Führungsfunktion im Unternehmen beschäftigt, rund 18 Prozent arbeiten im mittleren oder oberen Management, jeweils 17 Prozent im unteren Management oder sind selbständig. Rund sechs Prozent sind Eigentümer eines Unternehmens der Digitalbranche, wobei auf jede Frau im Chefsessel drei Männer kommen. Auch am unteren Ende der Karriereleiter geht die Schere auseinander - allerdings in die andere Richtung: Während 46 Prozent der Angestellten ohne Führungsposition weiblich sind, sind das bei den Männern nur 33 Prozent. "Es ist beachtenswert, dass es trotz hoher allgemeiner Zufriedenheitswerte auch in der Digitalbranche einen Gender-Gap hinsichtlich Positionen im Unternehmen gibt", resümiert Eva Oberecker. "Diesbezüglich tickt Digital nicht anders als Analog."

Karrierehemmnisse

Für mehr als die Hälfte der Befragten sind mangelnde Aufstiegschancen ein Hemmschuh für die berufliche Karriere. Und auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird kritisch betrachtet, allerdings mehrheitlich von den Frauen (45 Prozent), während nur 28 Prozent der Männer Kinder als Jobbremse sehen.

"Besonders was Aufstiegsmöglichkeiten, Karrierechancen und Familienplanung betrifft, gibt es auch in der Digitalbranche Baustellen", räumt Oberndorfer ein. Ihr Verein Digitalista, der 2012 von Frauen aus der Digital-Branche gegründet wurde, will daher die Förderung und Vernetzung von Frauen weiter vorantreiben.

Bedenklich sei auch, dass Frauen die Chance, Karriere zu machen, kritischer sehen als ihre männlichen Kollegen. So glauben 82 Prozent der Frauen, aber nur 67 Prozent der Männer, dass höhere Positionen nach wie vor mit Männern besetzt werden. Und: 80 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer sind überzeugt, dass Männer bessere Chancen haben, Karriere zu machen. "Wir möchten auch diese letzten Barrieren in den Köpfen beseitigen", betont Oberndorfer.