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Von einem Fleischhauer muss man sich nicht die feinsinnigsten Aphorismen erwarten. Aber so eine Raserei mit dem Hackebeil des schlechten Geschmacks ist schon überraschend. Am Wochenende veröffentlichte der Wurstfabrikant Wiesenhof einen Werbespot mit Brachialkomiker Atze Schröder. Der preist eine Bratwurst an: "Seid ihr bereit für die größte Wurst des Jahres? Hier ist das Ding. Danach müssen Gina und Lisa erst mal in die Traumatherapie."
Da kann man sich denken, so etwas lernt man halt im Seminar "Erbärmliche Sexualwitze für Anfänger". Am Montag aber stand Gina-Lisa Lohfink, einst fröhlich-prolliger Heidi-Klum-Schützling aus "Germany’s next Topmodel", vor Gericht. Sie kämpft darum, dass ihr geglaubt wird, dass sie von zwei Männern zum Sex gezwungen wurde, die ein Video von dem Akt im Internet verbreiteten. Im Lichte dieses Kontexts wirkt der Wurstspot degoutant. Die Firma und Schröder haben sich auch sofort entschuldigt.
Das ist schön und gut. Aber eigentlich auch schon egal. Selten konnte man der Vorverurteilung einer Frau so hautnah zusehen. Das Gericht wollte ihr wegen ihrer zur Schau gestellten Freizügigkeit nicht glauben, dass ihr K.o.-Tropfen verabreicht wurden. Die Richterin soll das intime Video beim Prozess gezeigt haben, ohne die Gerichtskiebitze aus dem Saal zu bitten. Sie tat es mit der Begründung, Lohfink habe die Öffentlichkeit selbst gesucht. Eine Demütigung, die auf ein Neues die Welt auf den Kopf stellt, weil ja nicht Lohfink das Video ursprünglich veröffentlicht hat. Dass in einer solchen Geisteswelt solche Werbespots entstehen, ist nun wirklich kein Wunder.