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Pflege droht ohne Eigenvorsorge der | +++ Jetzige Diskussion wie vor 15 Jahren bei der Pensionsvorsorge. | Wien. "Wir sitzen auf einer demografischen Zeitbombe." Mit diesen drastischen Worten umschreibt Wolfram Littich, Chef der Allianz Österreich, das Problem rund um das brennende Thema Pflege. Ohne private Vorsorge droht der Pflege der finanzielle Kollaps. "Der Staat allein wird es nicht schaffen, die explodierenden Kosten zu tragen", hieß es am gestrigen Donnerstag in einer Pressekonferenz des Versicherungsverbandes.
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Vom Staat beziehen derzeit rund 380.000 Menschen Pflegegeld. Die Ausgaben für Pflege verschlingen jährlich bereits an die 2,8 Mrd. Euro. "Bis 2030 werden sie sich verdoppeln", prognostiziert der Sozialwissenschafter August Österle.
Die Gründe sind schnell aufgezählt: Immer mehr Personen werden immer älter, die Wahrscheinlichkeit und die Dauer der Pflegebedürftigkeit steigen. Gerade für die nächsten beiden Jahrzehnte lässt das ein dramatisches Ansteigen der Pflegefälle vermuten. Was die Kosten ebenfalls verschärft: Die Organisation der Pflege wird zunehmend aufwändiger, weil immer mehr Frauen voll berufstätig sind. Bisher waren die meisten Pflegebedürftigen vor allem von weiblichen Familienangehörigen betreut worden - in den eigenen vier Wänden.
Risikobewusstsein fehlt
" In der Bevölkerung ist Pflege ein Verdrängungsthema - nach dem Motto: Der Blitz schlägt beim Nachbarn ein, nicht bei mir", sagt Städtische-Chef Günter Geyer. "Es wird noch Jahre dauern und vieler Diskussionen bedürfen, bis die Bevölkerung aufspringt. Wir stehen jetzt bei der Pflegevorsorge da, wo wir bei der Pensionsvorsorge vor 15 Jahren gestanden sind."
Wenig überraschend ist daher, dass die Österreicher so gut wie nicht bereit sind, schon jetzt privat vorzusorgen, wie in einer Studie des Wiener Marktforschungsinstituts GfK erhoben wurde. Die Gründe dafür sieht GfK-Expertin Ursula Swoboda in Wissensmängeln über die tatsächlichen Kosten einer Pflege, aber auch im fehlenden Bewusstsein über das persönliche Pflegerisiko.
Derzeit wird die private Pflegevorsorge in verschiedenen Varianten in der Lebens- und Krankenversicherung angeboten: als Pflegerenten-, Pflegetaggeld- und Pflegekostenversicherung.
Bisher haben die österreichischen Versicherer gerade mal 35.000 Verträge abgeschlossen. Im Namen der Branche fordert Verbands-Vize Konstantin Klien, Chef der Uniqa, die Öffnung des bewährten Modells der geförderten Zukunftsvorsorge für die Pflege. Dabei sollten auch Einmalerläge möglich sein. Aus der Politik, so Klien, habe man dazu bereits positive Signale.
Mageres Prämienplus
Im vergangenen Jahr ist das Prämienaufkommen in der heimischen Versicherungswirtschaft nur um 1,9 Prozent auf 15,6 Mrd. Euro gewachsen ( siehe Grafik ) - vor allem wegen eines spürbaren Rückgangs bei Lebensversicherungen mit Einmalprämie. Wesentlich stärker als die Einnahmen stiegen die Versicherungsleistungen - mit einem Plus von 10,1 Prozent (auf 9,7 Mrd. Euro). Neben den enormen Schneedruck-Schäden seien hohe Zahlungen aus abreifenden Lebensversicherungen der Grund gewesen, erklärt der Generalsekretär des Verbandes, Louis Norman-Audenhove, dazu.
Heuer rechnet die Branche mit einem etwas flotteren Wachstum ihrer Prämien. Erwartet wird ein Plus von 3,1 Prozent. Durch Naturkatastrophen sehen sich die Versicherer indes einmal mehr mit teuren Belastungen konfrontiert. Nach dem verheerenden Wintersturm "Kyrill" mussten sie für Schäden von 215 Mio. Euro aufkommen, bei den Juni-Stürmen sind es vorläufig rund 33 Millionen.
Für Einmalerläge in der Lebensversicherung, die weniger als 10 Jahre Laufzeit haben, fordert die Branche die Abschaffung der 11-prozentigen Versicherungssteuer: "Das Produkt ist sonst nicht verkäuflich." Dem Fiskus brächte das zusätzlich bis zu 80 Mio. Euro.