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Eine Erfolgsgeschichte - nicht nur auf Papier

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Mit einem entschlossenen Engagement in den Ländern Osteuropas hat sich Österreichs größter Papiergroßhändler, die zur Frantschach-Gruppe gehörige Europapier, als Marktleader in Zentral- und Osteuropa etabliert. Im Vorjahr wurden zwei Drittel des Umsatzes von 270 Mill. Euro in der Region umgesetzt - mit stark steigender Tendenz.


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Das Ergebnis sei zwar schlechter als 2000 gewesen, aber "ordentlich" und "positiv", sagt Werner Mitteregger, Mitglied des Europapier-Vorstands, will aber - noch - keine Details verraten. Beim Umsatz habe es jedenfalls ein Plus von 7% gegeben, und das trotz des schwierigen konjunkturellen Umfelds. Im Rückblick Mittereggers auf das vergangene Jahrzehnt schwingt nicht wenig Stolz auf die Entwicklung von Europapier mit. Wie nur wenige andere Unternehmen wurde Ende der 80er Jahre, als sich der Eiserne Vorhang Stück um Stück öffnete, die Gunst der Stunde genützt. "In Österreich war unser Marktanteil mit damals schon 40% ausgereizt", erinnert er sich. Für eine Expansion nach Westeuropa sei Europapier mit einem Verkaufsvolumen von jährlich 80.000 t Papier und einem Umsatz von 800 Mill. Schilling (58 Mill. Euro) zu klein gewesen. Da entschlossen sich Management und Eigentümer, die Frantschach-Gruppe, zu einem raschen und intensiven Engagement im damals noch "wilden Osten". Heute ist Europapier nicht nur Marktführer in Österreich, sondern auch der mit Abstand führender Papiergroßhändler in Mittel- und Osteuropa (MOEL). Zwei Drittel des Gruppenumsatzes von 270 Mill. Euro (2001) werden im osteuropäischen Ausland gemacht, rund 300.000 t Papier jährlich in 13 Ländern an den Mann gebracht.

Nachdem in den MOEL schon einen Marktanteil von durchschnittlich 30% erreicht wurde, werden jetzt weiter entfernt liegende osteuropäische Märkte bearbeitet. "In Bulgarien stehen wir gerade vor der Gründung eines Tochterbetriebs, forciert werden auch Kroatien, Rumänien und Rest-Jugoslawien", steckt Mitteregger die nächsten Ziele aus. Zukunftsängste das Papiergeschäft betreffend hat Mitteregger schon aufgrund der starken Verankerung von Europapier in Osteuropa nicht. "Der Papierverbrauch liegt in den USA bei 300 kg pro Jahr, in der EU bei 210, in Österreich bei 225, in Osteuropa hingegen nur bei durchschnittlich 60 kg", hat er die wichtigen Vergleichszahlen gleich bei der Hand. Eine kontinuierliche Anpassung Osteuropas an den EU-Schnitt sei mehr als wahrscheinlich, nicht zuletzt vor dem Hintergrund zunehmender Industrialisierung sowie der EU-Beitritte. Die EU-Erweiterung ist für Mitteregger folgerichtig ein weiterer Motor fürs Geschäft: "Zum einen gibt es dann das Problem der Wechselkursschwankungen nicht mehr, zum anderen machen wir dann 90% unseres Umsatzes im Binnenmarkt." Zur Entwicklung der Papierpreise nimmt Mitteregger vorsichtig Stellung. Er verweist auf die "Schweinezyklen" der Branche und die damit verbundenen starken Schwankungen in Abhängigkeit vom Zellstoffpreis. Als Folge des Konzentrationsprozesses nehme die Preispanik aber generell ab. "Billiger wird Papier heuer jedenfalls sicher nicht werden", gibt er zuletzt zumindest eine Idee seiner Markteinschätzung preis.

Studie: Kein papierloses Büro

Die Vorstellung eines papierlosen Büros oder gar einer Zukunft ohne Papier verweist Europapier-Vorstand Mitteregger ins Reich der Phantasie. Der Trend gehe eher in die entgegengesetzte Richtung. "Computerisierung und Internet haben den Papierbedarf weiter nach oben geschraubt", zitiert er eine nach wie vor aktuelle Gallup-Studie, bei der Sekretärinnen befragt worden waren. Noch nie sei in Österreichs Büros so viel Papier eingesetzt worden wie heute. Im Schnitt verbrauchten die Österreicher im Vorjahr pro Kopf rund 8 kg Bürokommunikationspapier. In einigen wenigen Bereichen könne man zwar von Substitution sprechen, "80% aller privaten E-Mails werden aber nach wie vor ausgedruckt", so Mitteregger. Auch bei der Weitergabe von Informationen spielt Papier nach wie vor die Hauptrolle: 51% der Befragten gaben Informationen am liebsten per Notizzettel weiter, 24% telefonisch, 16% per E-Mail, 2% per SMS und 1% per Diktiergerät.

Trends:

- Generelle Zunahme des Papierverbrauchs trotz Computerisierung und Internet;

- Trend zu höherwertigen Papieren: So lösen etwa holzfrei gestrichene Papiere zunehmend holzhaltige Papiere bzw. reines Offsetdruck-Papier ab;

- Zunahme an sogenannten "Kreativ-Papieren";

- Unternehmen setzen bei Geschäftsberichten und Unternehmensunterlagen zunehmend auf gehobene Ausstattungspapiere (jährlich 20% Zuwachs);

- Stark abnehmender Anteil an Selbstdurchschreibe-Papieren im Sortiment;

- Zunahme des Verbrauchs an Verpackungen in Europa, insbesondere in Osteuropa.