185.000 oder 85% aller Unternehmen in Österreich sind Kleinbetriebe mit weniger als zehn MitarbeiterInnen. Grund genug für Christoph Leitl, Präsident des Österreichischen Wirtschaftsbundes (ÖWB), | ein "Aktionsprogramm zur Förderung von Kleinbetrieben" vorzulegen. Zu den Eckpunkten des am Mittwoch gemeinsam mit dem Chef des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV), Klaus Hierzenberger, | präsentierten Programmes zählen die Reduktion der Steuer- und Abgabenlast, die Erleichterung der Betriebsnachfolge, der Abbau bürokratischer Hemmnisse, mehr Freiheit für und neue Solidarität der | Unternehmer. "In 5 bis 10 Jahren wollen wir damit erreichen, dass es wieder Freude macht, Unternehmer zu sein", setzt Leitl seinen Umsetzungshorizont.
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Die wirtschaftliche Lage der Kleinbetriebe hinsichtlich Eigenkapitalstärke, Wachstumsaussichten und administrativem Aufwand sei wesentlich schlechter als jene der "Großen". Bei den
"Kleinen" diagnostiziert Leitl Selbstausbeutung · 16-Stunden Arbeitstage, keine Samstag-Sonntags-Ruhe, wenig Urlaub. Dass die Nachfolgegeneration keine Lust auf Betriebsübernahme hätte, sei kein
Wunder. Der Wirtschaftsstandort sei zu sichern, die Kleinbetriebe seien gegen die "Unbillen des verschärften Wettbewerbs" zu stärken.
"Kleinbetriebe sind das Rückgrat unserer Wirtschaft", sagt Hierzenberger. 6.000 Insolvenzen im Vorjahr seien "zu viele Marktaustritte", mindestens 100.000 "Kleine" würden in Österreich fehlen. "Raus
aus vielen Vorschriften, weg von den Haftungen, Entkriminalisierung des Unternehmertums", zieht der KSV-Chef mit Leitl an einem Strang.
Das Aktionsprogramm enthält Maßnahmen auf Bundes-, Länder- und Gemeindeebene. Voran steht die Absenkung der Lohnnebenkosten um 15 Mrd. Schilling (1,090 Mrd. Euro) bis 2003. Die Beseitigung
von wettbewerbsverzerrenden Steuern · Getränkesteuer, Anzeigenabgaben · und Abschaffung der Umsatzsteuer-Sondervorauszahlung soll nicht zuletzt auch die Nahversorgung · Leitl: "eine
Grundentscheidung" · sichern.
Betriebsübernahmen sollen durch die Ausweitung der Neugründungsförderung erleichtert, Aufgabe- und Veräußerungsgewinne steuerlich begünstigt werden. Ein "Nothilfe-Fonds" soll unverschuldet in
Finanzprobleme geschlitterte Unternehmen unterstützen, Kooperationen sollen gefördert werden · auch mittels für KMU attraktiverer öffentlicher Ausschreibungen, die Arbeitsgemeinschaften zulassen.
"Wir wollen die Leistungsträger Österreichs ermutigen", betont Leitl. Laut Östat arbeiten rund zwei Drittel der Erwerbstätigen in KMU. Die "Kleinen" tragen 75% der Steuern und Abgaben.