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Eine fast normale Ballnacht

Von Werner Reisinger

Politik
Der Protest-Marsch der Gegner des Akademikerballs ging friedlich zu Ende.
© Christoph Liebentritt

Die Proteste gegen den Akademikerball der FPÖ verliefen bis zum späten Freitagabend ruhig.


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Wien. "Einen angenehmen, entspannten Abend!" – der Wunsch eines korporierten Ballgehers ist, zumindest dieses Jahr, in Erfüllung gegangen. Das großräumige Platzverbot rund um die Hofburg, wo auch heuer wieder die Wiener FPÖ und schlagende Burschenschafter zum Akademikerball luden, zeigte offenbar Wirkung. Anders als in den vergangenen Jahren verliefen die Demonstrationen gegen das Treffen der heimischen wie internationalen Rechten am Freitag ruhig. Gegen 18 Uhr setzte sich der Demonstrationszug der "Offensive gegen Rechts" in Richtung Wipplingerstraße und weiter Richtung Ring in Bewegung, die Organisatoren sprachen von bis zu 10.000, die Exekutive von rund 5000 Teilnehmern.

Mit einem enormen logistischen Aufwand sicherten 2800 Polizisten, darunter 800 Einsatzkräfte aus den Bundesländern, die Proteste wie auch die Sperrzone. Diese schloss auch den Bereich um den Stephansdom mit ein, wo es 2014 zu Ausschreitungen von Autonomen gekommen war. Davon konnte heuer bis zum späten Freitagabend keine Rede sein. "Es hat eine Festnahme wegen aggressiven Verhaltens am Museumsplatz gegeben, zwei Identitätsfeststellungen, keinerlei Sachbeschädigungen und keine Verletzten", so die Polizei.

Die mehrheitlich studentischen Teilnehmer der Demonstrationen verbreiteten eher Partystimmung als den Eindruck, den Ablauf des Balls ernsthaft stören zu wollen. Abgesehen von einigen bengalischen Feuern verlief die Demonstration ohne Zwischenfälle. Auf den Plakaten der "Offensive" hieß es unter anderem: "Geflüchtete willkommen! FPÖ vertreiben. Flüchtlinge bleiben".

Strache diesmal dabei

Nur mäßig gut besucht war die Standkundgebung des zivilgesellschaftlichen Bündnisses "Jetzt Zeichen setzten" auf dem Heldenplatz. Den Redebeiträgen von Volkshilfe-Chef Erich Fenninger und dem Linzer Datenforensiker und Antifaschisten Uwe Sailer sowie den Konzerten einiger Bands lauschten lediglich wenige Dutzend Besucher, erst als sich der Demonstrationszug der "Offensive gegen rechts" beim Museumsquartier auflöste, begann sich der Heldenplatz langsam zu füllen.

FPÖ-Spitzenpolitiker trafen bereits am späten Nachmittag zu einem Ball-Dinner in der Hofburg ein. Auch der blaue Parteichef Heinz Christian Strache erschien – bis zuletzt war nicht sicher, ob Strache den Ball besuchen würde. 2013 hatte er an diesem für die national gesinnte Elite seiner Partei so wichtigen Veranstaltung durch Abwesenheit geglänzt. Noch am Donnerstagabend nahm Strache in Mailand an einem Treffen europäischer Rechtsparteien teil. Dort hat der FPÖ-Chef die Rolle europaskeptischer Gruppierungen in Europa hervorgehoben. "Wir sind die Zukunft, die Hoffnung unserer Mitbürger in ihren Ländern und Garanten des Friedens", sagte Strache am Donnerstagabend.<p>"Nur wer die eigene Heimat liebt, kann auch andere Länder lieben. Die europäische Einheit muss die Verschiedenheit der Völker berücksichtigen", sagte Strache in seiner Ansprache bei einem öffentlichen Treffen, an dem sich unter anderem die Chefin der französischen Front National, Marine Le Pen, der Europa-Abgeordnete der separatistischen flämischen Partei Vlaams Belang, Tom Van Grieken, und der Chef der ausländerfeindlichen italienischen Lega Nord, Matteo Salvini beteiligten.

Auch wenn sich Ballveranstalter Udo Guggenbichler im Vorfeld bedeckt gab, was internationale Ballbesucher betrifft – dem Vernehmen nach dürften auch einige Vertreter der rechtsradikalen ungarischen Partei Jobbik ("Die Besseren") die Chance genutzt haben, am Ball internationale Kontakte zu pflegen. Seit 2013 wird der Ball offiziell nicht mehr von dem von deutsch-nationalen Burschenschaften getragenen Wiener Korporationsring ("WKR-Ball") organisiert, sondern von der Wiener FPÖ. Rund 1000 Gäste nahmen heuer teil.