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Eine breite Debatte über eine "Wunschliste" mit BZÖ-Kandidaten für ORF-Posten aus 2006 kommt nicht und nicht ins Rollen. Dabei hat der "Kurier", der eine angebliche schriftliche Abmachung über BZÖ-Bedingungen für die Kür von Alexander Wrabetz zum ORF-Chef publizierte, alles getan, um ordentlich medialen Wind zu machen. Bis hin zum Vorwurf der Untreue. Alleine: Kaum jemand sprang auf.
Ganz abseits der Frage, in wie weit angebliche Belege für ohnehin hinlänglich bekannte Absprachen aus dem Jahr 2006 heute noch relevant sind (zumal sie ja großteils nicht einmal erfüllt wurden), ist es angezeigt, eine grundsätzliche, ketzerische Frage zu stellen: Wer, wenn nicht der Eigentümer, soll denn die Geschäftsführung eines Unternehmens bestimmen? Selbst - und gerade weil - es sich beim ORF um einen staatlichen Medienbetrieb handelt, kann ja die Besetzung von dessen Spitze durch die Regierung ja keine große Unanständigkeit sein.
Was wäre denn die Alternative? Soll man den ORF-Chef vom Volk direkt wählen lassen? Soll sich der ORF seine Chefs - wie es manche vielleicht gerne hätten - selbst aus seinen Reihen küren? Und wenn ja: Wer übernimmt dann die externe Kontrolle, würde man das ermöglichen? Faktum ist: Es gibt keine sinnvollere Vorgangsweise als die derzeitige, auch wenn das bedeutet, dass der politische Einfluss auf den ORF immer da sein wird: Das ist weder ein Geheimnis, noch eine Ungeheuerlichkeit. Wenn man das nicht will, gibt es nur eine Alternative: Den ORF privatisieren. Ob es dann demokratischer zugeht, ist freilich eine andere Frage.