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Die englische Komponistin Alma Deutscher ist eine Art Greta der schönen Musik. Als die knapp 15-jährige englische Wunderkomponistin neulich den Europäischen Kulturpreis erhielt, sprach sie in ihrer Rede von einem "Tonalitätsverbot". Heißt: Die jungen Komponisten würden darauf getrimmt, scheußliche Musik zu schreiben. Womit die kindliche Komponistin eine ihrem Alter gemäße Unkenntnis der tatsächlichen Klassikszene verriet. Soll sein.
Der deutsche Moritz Eggert, selbst einer, der weiß, wie man Melodien und süffige Klänge schreibt, widersprach heftig in seinem Blog in der "Neuen Musikzeitung". Und handelte sich dortselbst flugs einen Rüffel von Alma Deutschers Vater Guy ein. Tenor: Eggert habe gegenüber Alma Toleranz zu üben, denn dem an der Münchener Hochschule lehrenden Komponisten stehe es schlecht an, "Belehrungen aus dem Führerbau" zu erteilen.
Natürlich hätte Eggert Alma Deutschers Statement übergehen können. Aber soll Jugend vor Kritik schützen, zumal dann, wenn die Jugend irrt? Zumal dann, wenn die Jugend unverhältnismäßig gehypet wird? Immerhin ist Alma Deutscher mit ihrer Oper "Cinderella" sogar zu Staatsopern-Ehren gekommen. Bis zu welchem Alter darf man behaupten, dass zwei plus zwei fünf ergibt?
Und überhaupt: Toleranz zu fordern, ist völlig in Ordnung. Aber diese Toleranz ist auch einem Kritiker entgegenzubringen, zumindest so weit, dass man seine Argumente nicht mit den Bauplänen des Starverbrechers der Geschichte totschlägt.