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Bauboom nimmt noch zu, die Preise steigen weiter. | Wohnen an der "Waterfront" - um fast jeden Preis. | Pressburg. Oberbürgermeister Andrej Durkowsky wunderte sich ein wenig, als vor Ostern die ersten Wohnungen im Eurovea-Komplex zum Kauf angeboten wurden: "Ich hätte nicht erwartet, dass die Preise so hoch sein würden. Und ich hätte zweitens nicht erwartet, dass diese Preise auch gezahlt würden". Ab 4000 Euro pro Quadratmeter kosten Wohnungen im "Neuen Zentrum" Pressburgs, gleich flussabwärts von Altstadt und Neuem Nationaltheater, direkt an der Donau - so viel wie in den besten Lagen der tschechischen Hauptstadt Prag.
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Das 300-Millionen-Euro-Projekt mit Wohnungen, Büros und Shopping-Mall, finanziert von der irischen Ballymore-Gruppe und gebaut von den slowakischen Töchtern der beiden österreichischen Bauriesen Strabag und Porr, ist aber nur eines von vielen aktuellen Bauvorhaben in der slowakischen Hauptstadt. Ziel: Das Zentrum soll erweitert, die ganze "Down Town" näher ans lange vernachlässigte Donauufer rücken.
Im "River Park", einem 180-Millionen-Euro-Projekt der privaten slowakisch-tschechischen J&T-Gruppe etwa, ein Stückchen flussaufwärts der Burg, entstehen neben Büros, Geschäften und einem 5-Stern-Hotel der Kempinski-Gruppe ebenfalls 300 Luxuswohnungen ganz nahe am Donauufer - einer der Apartmentblocks ragt sogar zwölf Meter über das Wasser.
Durkowsky und sein städtischer Chef-Planungsarchitekt Stefan Slachta haben 2007 im "10. Stadtentwicklungsplan" fast dreieinhalbtausend Hektar "Neue "Entwicklungszonen" definiert - die meisten mit dem Schwerpunkt, die "kleine Großstadt" Pressburg näher an die heiß begehrte "Waterfront" zu bringen. Zwischen der "Alten Brücke" am östlichen Ende der Altstadt und der Apollobrücke entsteht auch die "Panorama-City" mit zwei Hochhaustürmen, die dann die höchsten Gebäude der Slowakei sein werden - "und auch der tschechischen Republik", so der Sprecher der erst 1994 gegründeten und mittlerweile über ein Immobilienportfolio im Wert von 2,8 Milliarden Euro verfügenden J&T-Investmentgruppe nicht ohne Stolz.
"Natürlich ist es positiv, einen solchen Bauboom zu haben, viele westeuropäische Städte beneiden uns", meint Oberbürgermeister Durkowsky. Seine Stadt - samt Umland mit rund 600.000 Einwohnern - ist der Hauptträger des slowakischen Wirtschaftswachstums. Und das hat zuletzt mit einem BIP-Plus von mehr als 10 Prozent im vierten Quartal 2007 "chinesische Dimensionen" angenommen und alle anderen EU-Länder, auch die baltischen Tiger, in den Schatten gestellt.
Sorge um die Preise
Und es ist vorerst kein Ende in Sicht: Bei der internationalen Immobilienmesse Mipim in Cannes vor ein paar Wochen habe man wieder registrieren können, wie positiv man im Focus der internationalen Developer stehe. "Aber es gibt natürlich auch Nachteile: Die Preise steigen weiterhin sehr stark, vor allem bei den Wohnungen". Das führt dazu, das große Nachfrage auch an Projekten im ehemals als "Betonwüste" verschrieenen 5. Bezirk Petrzalka herrsche. Dort will man nun ebenfalls forciert - zunächst in Donaunähe und im Süden "mit dem Gesicht zu Österreich hin" neue Siedlungsprojekte mit Grünflächen und guter Anbindung an den öffentlichen Verkehr entwickeln. Problem dabei: Seit die Region so reich ist, kommt sie nicht mehr so leicht an EU-Förderungen.
Dass - weitgehend kreditfinanziert, wie der Immobilienmarkt ist - eine Blase entstehen könnte, die dann womöglich platzt - wie etwa derzeit in Teilen des Baltikums -, befürchten die Slowaken eher nicht: "Das sind keine Spekulationen, dahinter steht echter Bedarf".
Dass der Beitritt der Slowakei zur Eurozone - aller Voraussicht nach noch am 1. Jänner 2009 - noch einmal einen Preisschub auslösen wird, wie ihn viele befürchten, glaubt Durkowsky eher nicht: "Im ersten Jahr werden die Regelungen Preiserhöhungen eher verhindern". Später allerdings, wer weiß, wie der Boom sich entwickelt. "Irgendwann werden die Preise auch wieder sinken. Bei den Büromieten, die zuletzt schon oft teurer waren als in Wien, bemerken wir schon eine Entspannung".
Eines haben die hohen Preise in Pressburg schon bewirkt: Viele junge Familien erfüllen sich ihren Traum vom Haus im Grünen mit Blick auf die Burg jenseits der jetzt offenen Grenze, in österreichischen Gemeinden wie Wolfsthal, Kittsee oder Berg. Die ersten innerstädtischen Autobuslinien Pressburgs werden bald verlängert.