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Der ÖSV ist wie eine Familie, drei Generationen unter einem Dach. Dass es im Verband wie auch in den meisten Familien nicht immer rund läuft und bisweilen auch gestritten wird, muss da nicht überraschen. Da gehören patzige Aussagen von Übervater Peter Schröcksnadel über seine "Enkerln" im Snowboardlager ("nicht professionell genug") genauso dazu wie jene trotzigen bis pubertären Reaktionen des einen oder anderen Burschen im Skisprung-Team, von denen ihr früherer Erziehungsberechtigter Alexander Pointner, in seinem Buch "Mut zum Absprung" nun berichtet. Verbale Entgleisungen, Statuskämpfe und destruktive Verhaltensweisen inklusive. Man nehme etwa das Beispiel Thomas Morgenstern: "Morgi brach die Kommunikation mit mir komplett ab, sperrte sich teilweise in seinem Zimmer ein", berichtet Pointner einmal in einer Passage. Welche Eltern kennen so ein Verhalten nicht? Professionalität hin oder her.
Genau genommen muss man Pointner, der selbst festhält, nicht im Zorn zurückzublicken, für diese Einblicke in den Alltag des Skisprungzirkus dankbar sein. Auch wenn sich die Dinge nicht hundertprozentig so, wie er sie beschreibt, zugetragen haben, so zeichnet er dennoch ein recht realistisches Bild von der Familie namens ÖSV. Mit der Erkenntnis, dass auch Sportler nur Menschen mit Bedürfnissen und Emotionen sind und keine gefühlslosen Roboter. Und da ist Pointner, der seine Karriere rückblickend als Grenzgang zwischen Erfolg und Depression bezeichnet, zweifellos dazuzuzählen. Es wird für den neuen Trainer Heinz Kuttin nicht einfach sein, die Fußstapfen des Vorgängers zu füllen. Das ist aber auch gar nicht nötig. Er hat jetzt seine eigene Familie.