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In der FPÖ gilt Barbara Rosenkranz als Favoritin für die Hofburg-Wahl. | Wien. Eine "freiheitlich-liberal-bürgerliche Alternative" zu Heinz Fischer kündigte FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache bereits im Juli für die Bundespräsidentschaftswahlen Ende April an. Im Juni lehnte er sich sogar noch weiter hinaus als er erklärte, man werde einen "ehemaligen Vizekanzler oder Nationalratspräsidenten" nominieren. Dass der FPÖ-Chef bis heute keinen konkreten Namen genannt hat, gehört zum politischen Ritual, in dem das öffentliche Rätselraten um potenzielle Karrieresprünge vermeintlich aussichtsreicher Kandidaten Fixbestandteil ist.
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Folgt man der Vorgabe Ex-Vizekanzler oder Ex-Nationalratspräsident, so kommen dafür folgende Personen als FPÖ-Kandidaten für das höchste Amt im Staat in Frage: Wilhelm Brauneder (67), von 1996 bis 1999 Dritter Nationalratspräsident; Gerulf Stix (74), Dritter Nationalratspräsident von 1983 bis 1990; Norbert Steger (65), Vizekanzler der rot-blauen Koalition von 1983 bis 1987; letzterer gilt seit der Abspaltung des BZÖ als Vertrauter und politischer Ratgeber Straches.
Thomas Prinzhorn (66), finanziell schwergewichtiger Industrieller und von 2000 bis 2006 im Nationalratspräsidium, dürfte für diesen Job genau so wenig in Frage kommen wie die eher BZÖ-affinen Ex-Vizekanzler Susanne Riess-Passer, Herbert Haupt und Hubert Gorbach - von Heide Schmidt nicht zu reden; die LIF-Gründerin war Dritte Nationalratspräsidenten für die FPÖ von 1990 bis 1994.
Nicht in dieses formale Anforderungsprofil passt dagegen die Niederösterreichische Landesrätin Barbara Rosenkranz. Und dennoch handeln sie viele als haushohe Favoritin.
Die 52-Jährige gilt in der FPÖ als ideale Gegenkandidatin Heinz Fischers: So spricht sie das große Potenzial der EU-Skeptiker im Land an, hat sie doch als eine von zwei Abgeordneten des Nationalrats gegen die EU-Erweiterung 2005 gestimmt. Seitdem ist ihr die "Krone" wohlgesonnen.
Als zehnfache Mutter ist sie ein Signal an jene, denen traditionelle Familienwerte ein Anliegen und moderne Feministinnen ein Gräuel sind. Natürlich spricht sie auch den harten deutschnationalen Kern der FPÖ-Wähler an, ist sie doch mit dem äußerst weit rechts stehenden ehemaligen NDP-Funktionär Horst Rosenkranz verheiratet. Als offiziellen Beruf gibt die Landesrätin für Tierschutz und Baurecht übrigens stets "Hausfrau" an.
Dass Strache selbst in den Ring steigt, ist unwahrscheinlich. Dem Parteichef würde auch ein Ergebnis von jenseits der 20 Prozent als Niederlage ausgelegt, erhebt er doch den Anspruch, stärkste Kraft zu werden. Zudem passt sein persönlicher und politischer Stil - gegelte Haare, junge Freundinnen und Discos - nicht in das Bild, das sich auch hartgesottene FPÖ-Wähler von einem Bundespräsidenten machen.