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Eine Hochschule für die Oligarchen

Von WZ-Korrespondent Andrew Osborn

Wirtschaft

300 Studenten pro Jahr zugelassen. | Präsident Putin fungiert als Pate. | Moskau. Wer wirklich reich werden will, kann es bald lernen. Insgesamt 14 russische Milliardäre und Unternehmen wollen in Moskau dafür eine eigene Hochschule eröffnen. Die Studiengebühren für den anderthalbjährigen Kurs: 40.000 Euro.


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Wladimir Putin selbst steht Pate für die neue Hochschule. Ende September legte der russische Präsident den Grundstein für einen Campus, der nach seiner Fertigstellung selbst aus dem Weltraum zu sehen sein soll. An der "Scholkowo Schule für Management" sollen ab 2009 Studenten aus Russland und dem Ausland in einem anderthalbjährigen Studium einen "Master of Business Administration" (MBA) erwerben können. Die Lehrer: russische Oligarchen.

Insgesamt 14 russische Milliardäre und Unternehmen stehen hinter der Gründung der Hochschule. Jeder von ihnen hat 4 Millionen Euro gespendet. Zu ihnen gehören etwa der Stahlmagnat Alexej Mordaschow, der ein Vermögen von 7 Milliarden Euro haben soll, der Metallmagnat Alexander Abramow (5,4 Mrd. Euro) und der Energiemagnat Leonid Michelsen (immerhin 2,3 Milliarden Euro). Roman Abramowitsch, dem unter anderm die Londoner Fussballmanschaft Chelsea gehört, hat den Boden zur Verfügung gestellt, der rund 40 Millionen Euro wert ist.

Nicht nur für

reiche Studenten

Doch laut dem Rektor der künftigen Hochschule, Andrej Wolkow, geben die Oligarchen nicht nur Geld. Sie wollen auch ihr Wissen zur Verfügung stellen und haben daher zugesagt, eine - kleine - Anzahl von Stunden selbst zu geben.

Die Zahl der Studenten soll klein bleiben. Ganze 300 junge Leute im Alter zwischen 26 und 28 sollen pro Jahrgang aufgenommen werden. Sie werden zunächst nur auf englisch unterrichtet. Später sollen russisch, spanisch und chinesisch hinzukommen. Der Schwerpunkt der Ausbildung soll auch auf aufstrebenden Märkten wie Russland selbst, Indien und China liegen. Trotz der hohen Studiengebühren sollen nicht nur reiche Kinder eine Chance bekommen. "Es ist nicht wichtig, ob die Eltern der Kinder reich oder arm sind", sagt Ruben Wardanian, Präsident der Hochschule und Chef der Investmentfirma Troika Dialog. "Wichtig ist, dass sie bereit sind, ihre eigenen Talente zu entwickeln und als Führungspersönlichkeiten auftreten." Mittellose Studenten sollen denn auch Stipendien erhalten können.

Die Schule ist ein auch ein Versuch der Gründer, mehr Respektabilität zu erhalten. "Der Begriff Oligarch trifft nicht zu", sagt denn auch Rektor Wolkow. "Das sind nicht mehr die Leute, die sich in der Mitte der 90er Jahre wie Oligarchen aufgeführt haben." Und ein anderer künftiger Lehrer fügt hinzu: "Wir ziehen den Begriff erfolgreicher Unternehmer vor." Wie dem auch sei: Russlands Milliardäre wollen ihren Nachwuchs selbst erziehen.