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Eine Insolvenz der Superlative

Von Karl Leban

Wirtschaft

Kovats kämpft um sein Lebenswerk. | Ab Freitag wieder A-Tec-Aktienhandel. | Wien. Es ist noch nicht lange her: Im Juli wollte sich die börsenotierte Industrieholding A-Tec über eine Anleihe bis zu 150 Millionen Euro holen - von Privatanlegern. Doch mangels Nachfrage musste Vorstandschef Mirko Kovats, dem das Unternehmen mehrheitlich gehört, die Aktion wieder abblasen. "Ich bin froh, dass es nicht zu dieser Anleihe gekommen ist", sagt Anlegerschützer Wilhelm Rasinger heute. Denn viele Kleinanleger hätten so viel Geld verloren.


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Mittlerweile ist die A-Tec-Holding pleite. Wie berichtet, läuft seit Mittwoch ein Insolvenzverfahren. Kovats Firmenimperium - in den letzten Jahren durch Zukäufe in hohem Tempo gewachsen - liegt in Trümmern.

Der "Bauchfleck" des umtriebigen Industriellen, der die Republik Österreich erst vor kurzem in einem Buch als Insolvenzfall bezeichnet hatte, ist jedenfalls ein kapitaler. Mit geschätzten Passiva von 370 Millionen Euro - inklusive Haftungen sind es 680 Millionen - ist die Insolvenz der A-Tec nach dem Konsum und der Baufirma Maculan die drittgrößte Pleite der österreichischen Wirtschaftsgeschichte.

Geld aus der Stiftung?

Ob der Konzern überleben kann, ist offen. Viel hängt davon ab, ob Kovats neue Geldgeber findet, über die er die Gläubigerquote von 30 Prozent (oder mehr) finanzieren kann. Allein für die Gläubiger von drei Anleihen (300 Millionen) wären dies zumindest 90 Millionen Euro, die Kovats, wie vom Insolvenzrecht vorgesehen, binnen zwei Jahren aufbringen müsste.

Rasinger fordert in diesem Zusammenhang, dass Kovats "wesentliche Beträge aus seiner Privatstiftung in die Sanierung einbringt und auch Haftungen übernimmt". Gerade in den letzten Jahren habe der A-Tec-Chef unverhältnismäßig viel Geld in seine Stiftung geschaufelt. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erklärt Rasinger weiter, die Sanierung werde nur dann gelingen, wenn sich Kovats aus allen Funktionen zurückziehe. Kovats selbst betont, er bleibe am Ruder.

Für den Fortbestand der A-Tec-Gruppe ist auch entscheidend, dass es gelingt, die marode Tochter Austrian Energy wieder flott zu bekommen. Sie steckt wegen massiver Kostenüberschreitungen bei australischen Kraftwerksprojekten tief in der Verlustzone. Eine Kreditlinie von 796 Millionen Euro war von den Banken deshalb nicht mehr verlängert worden. Nun soll die Beraterfirma Roland Berger ein Sanierungskonzept für den Anlagenbauer Austrian Energy erstellen. Die anderen Sparten der A-Tec - Kupfer (Montanwerke Brixlegg), Kleinmotoren (ATB) und Maschinenbau (Emco) - sind laut Kovats positiv.

Einst Händler im Osten

Sein Firmen-Konglomerat, das heute weltweit 11.500 Mitarbeiter beschäftigt und 2009 auf 3 Milliarden Euro Umsatz kam, hat der Spross ungarischer Einwanderer ab 1997 schrittweise aufgebaut. Davor war er in Osteuropa Händler für Maschinen. An der Börse notiert A-Tec seit Dezember 2006. Am Freitag soll der seit Mittwoch ausgesetzte Handel wieder aufgenommen werden.

Bisher hatte sich Kovats (62) stets als Sanierer gesehen, der defizitäre Firmen kauft und vorm Zusperren rettet. Bei Semperit (Reifen), dem Wiener Grundig-Werk und der Bank Burgenland ist der einstige Großaktionär der VA Tech aber nicht zum Zug gekommen.