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Eine Kanadierin an der Spitze der königlichen Leibwache

Von Alexander U. Mathé

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Die britische Palastgarde hört auf Megan Coutos Kommando.


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Megan Couto ist Kanadierin und hat britische Geschichte geschrieben. Als erste Frau aus der Infanterie hat sie die Leibgarde von Queen Elizabeth II. kommandiert. Sie führte am Montag die tägliche Wachablöse-Zeremonie, "Changing the Guard", vor dem Buckingham Palace in London an, die zum Pflichtprogramm eines jeden London-Touristen gehört. Damit ist Couto zum neuen Gesicht der Gleichberechtigung in den königlichen Streitkräften geworden. Die Royal Navy hat zwar bereits 1696 Frauen in ihre Dienste genommen, allerdings wurde erst im Juli 2016 beschlossen, dass sie auch auf Posten dienen dürfen, die das Potenzial von Nahkampfsituationen bergen. Seither bemüht man sich, über einen Zeitraum von drei Jahren alle Einheiten in diesem Sinne zu öffnen. Die Leibwache der Queen ist mit der Neuerung eigentlich erst Ende 2018 fällig. Da aber die Queen ja auch das Staatsoberhaupt Kanadas ist, dürfen sie auch kanadische Soldaten beschützen und bei denen hat die Gleichberechtigung schon etwas früher eingesetzt. Seit 1989 dürfen Frauen den Männern gleichgestellt auf so gut wie allen Posten eingesetzt werden. Und so - und weil Kanada dieses Wochenende sein 150-jähriges Bestehen feiert - kam Megan Couto zur Ehre, die Wachablöse an der Spitze ihres Zweiten Batallions des kanadischen leichten Infanterieregiments in London zu befehligen. Mit weißen Helm, roter Uniform und Säbel in der Hand leitete sie die Zeremonie ohne Fehl und Tadel. "Für mich ist es, als würde ich einfach nur meine Pflicht erfüllen", sagte die 24-Jährige. "Gleichzeitig weiß ich, dass es eine besondere Gelegenheit ist." Denn dass sie als Kanadierin die Queen beschützen darf, war sogar Couto bis vor kurzem unbekannt. "Es ist eine tolle Sache, allein schon wegen der Tradition und der Bedeutung der Zeremonie", erklärte sie. Ihre Vorgesetzten überschlagen sich jedenfalls mit Lob für die 1,60 Meter große Soldatin im Rang eines Hauptmanns, die seit sieben Jahren in der kanadischen Armee dient. Sie wiederum erzählt, dass sie nie das Gefühl hatte, zu einer Minderheit zu gehören: "Ich wurde wie jeder andere Infanterie-Offizier behandelt. Wenn ich meine Arbeit gut gemacht hatte, wurde ich belohnt; wenn ich etwas vergeigt hatte, wurde ich diszipliniert." Es sei alles ziemlich normal gewesen. "Die kanadische Armee ist stolz darauf, ein Vorreiter in Sachen Gleichberechtigung und Frauenrechte zu sein", sagte der kanadische Verteidigungsminister Harjit Sajjan, der übrigens demnächst aus dem Vollen schöpfen kann. Kanada will nämlich seine Militärausgaben in den kommenden zehn Jahren um rund 70 Prozent auf 21,5 Milliarden Euro steigern. Für Couto hingegen ist vorerst wieder Normalität angesagt. Zurück in Kanada soll sie den Aufklärungszug in ihrem Regiment übernehmen.