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Eine Kandidatur als Sargnagel

Von Walter Hämmerle

Politik

Norbert Steger: "Gewisse radikale Positionen ziehen nicht." | Strache: Sind keine Vergangenheitspartei. | Wien. "Na, gut war es nicht" - die graue Eminenz der Freiheitlichen, der ehemalige Vizekanzler und FPÖ-Chef Norbert Steger, redet beim Abschneiden von Barbara Rosenkranz bei der Wahl des Bundespräsidenten nicht um den heißen Brei herum.


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Bleibt die Frage, welche Schlüsse die Blauen aus den mageren 15,6 Prozent für künftige Wahlen ziehen. Er vermisse das liberale Denken in der FPÖ, erklärte der Bundesobmann der Freiheitlichen Wirtschaftstreibenden, Fritz Amann - und mahnte auch gleich Konsequenzen für die Spitze der Partei ein.

Amanns Versuch, eine Strategiediskussion vom Zaun zu brechen, scheiterte allerdings rasch. Zwar forderte auch der Oberösterreichs Landesobmann Manfred Haimbuchner in den "Salzburger Nachrichten", dass die FPÖ wieder "in die Mitte" rücken müsse, doch Parteisekretär Harald Vilimsky erklärte die Aussagen für "unvollständig interpretiert", gelte doch auch Haimbuchner als "Vertreter einer patriotischen Politik".

Damit war die Strategiedebatte abgesagt, noch bevor sie begonnen hatte, zumal Amann alles andere als ein Meinungsmacher in der FPÖ unter Heinz-Christian Strache ist. Der FPÖ-Chef selbst erklärte im ORF seine Partei zur ""Mitte-rechtspolitischen Kraft", in der mehr Liberalismus schon deshalb nicht notwendig sei, weil er selbst "für Liberalität, Freiheit und mehr Freiheitsrechte" stehe.

Kritik an Graf & Co

Einfach zur Tagesordnung übergehen will und kann die FPÖ nach der Hofburg-Wahl aber auch nicht. Strache und sein Team sind offensichtlich fest entschlossen, einen Schlussstrich zu braun angehauchten Vergangenheitsdebatten zu ziehen. Dazu Norbert Steger: "Wenn es einer Kandidatin bei einer Persönlichkeitswahl nicht gelingt, das eigene Wählerreservoir auszuschöpfen, dann bleibt nur die Schlussfolgerung, dass gewisse radikale Positionen bei den Wählern eben nicht ziehen."

Damit schießt Steger unverhohlen auf jene Gruppe in der FPÖ, die Rosenkranz auf den Schild gehoben hat: Die deutschnationalen Burschenschafter um den Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf. Diese hatten gehofft, mit Rosenkranz, ohne ÖVP-Kandidaten, dafür aber mit der Schützenhilfe der "Krone" zu zeigen, dass auch einer der Ihren Wahlerfolge feiern kann.

Das ist gründlich misslungen. Steger will nicht einmal die in der FPÖ ansonsten gängige Opferpose gegen die angeblich feindlich gesinnten Medien einnehmen: Es sei deren gutes Recht, kritische Fragen zu stellen, so Steger, niemand zwinge aber einen Politiker, ungeschickte Antworten zu formulieren.

Und Strache ließ keinen Zweifel, welchen Stellenwert er Graf, Rosenkranz und Co künftig einräumt: Wer "eine Vergangenheitspartei will", müsse sich eine andere Partei suchen. Tatsächlich lassen sich damit die Kernzielgruppen der FPÖ nicht mehr gewinnen: Die Politikverdrossenen und Jungen.